Rezension von Götz Brandt
Die Autoren Weert Canzler und Andreas Knie analysieren das plötzliche Interesse von Regierung, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an der Elektromobilität. Deutschland kommt zu spät. Die Chinesen sind schneller. Die deutsche Wirtschaft ist existenziell bedroht. Nach dem „Elektromobilgipfel“ im Mai 2010 wurde die „Gemeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität“ (GGEMO) sowie eine „Nationale Plattform Elektromobilität“ (NPE) gegründet. Die Autoren vermissen einen abgestimmten Plan und eine Gesamtkonzeption. Jeder will nur so viel Fördermittel wie möglich abgreifen.
Deshalb entwerfen sie eine Vision einer stellenweise utopischen neuen Verkehrswelt, von einem zukünftigen modernen verflochtenen Verkehrssystem auf der Grundlage der Elektromobilität. Dieses System umfasst alle Mobilitätsformen, ihren Einsatz, ihre Erreichbarkeit mit Smartphone, die Abrechnung bei den Kunden. Das ist eine ganzheitliche Betrachtung, die die GRÜNEN bisher vermissen ließen. Breiter Raum wird den Aufgaben der Kommunen gegeben. Auch die Aufgaben der Autohersteller bei Hardware und Software eines solchen Systems werden umrissen. Die Deutsche Bahn kommt bei dieser Vision gut weg, denn sie wird als gegenwärtig gut funktionierend dargestellt. Den Standpunkt teilen nicht alle Bahnkunden.
Nachteilig ist, dass nur die deutsche Literatur der letzten 3 Jahre und bei der amerikanischen Literatur die späten 90iger Jahre Aufnahme in das Literaturverzeichnis gefunden haben, denn viele Ideen und Vorschläge des Buches wurden in der Literatur auch schon früher geäußert.
Für Experten, aber auch für jeden Verkehrsteilnehmer, ein interessantes Buch, das zum Nachdenken über unsere zukünftigen Probleme anregt.
Einfach aufladen. Mit Elektromobilität in eine saubere Zukunft.
2011, oecom verlag München. ISBN 978-3-86581-270-4; 9,95 €
Juli 2011