Vorsicht beim Think Tank Mercator-Institut, Ratschlägen des IPCC-Weltklimarats und der Agora-Energiewende

Zahllose private Institute, Stiftungen und Vereine kümmern sich inzwischen um Umweltschutz/Naturschutz, Energiewende und erneuerbare Energien. Immer wieder tauchen sie in der Presselandschaft mit Vorschlägen, Papieren, Tagungen oder Seminaren auf. Ein vielstimmiger Kanon, dessen Wirkungen nicht zu unterschätzen sind. Deshalb wird es Zeit, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gilt sie darauf abzuklopfen, ob sie tatsächlich an ökologischen, sozialen und gemeinwohlorientierten Zielsetzungen ausgerichtet sind.

Das Mercator-Institut ist ein gutes Beispiel dafür. Am 22.09.14 wurde in der Berliner Zeitung ein Beitrag mit dem Titel „Klimaziel nur mit Bioenergie erreichbar“ veröffentlicht. In ihm wird auf eine Analyse der Berliner Klimaforscherin Sabine Fuss vom Mercator-Institut für Gemeingüter und Klimawandel verwiesen, die sie gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern erstellt hat. Die Analyse stützt sich auf eine Auswertung vieler IPCC-Gutachten.
Danach setzt der weit überwiegende Teil der IPCC-Szenarien, um das 2 Grad Ziel noch zu erreichen, auf den Ausbau von Bioenergie mit gleichzeitiger Abscheidung und Verpressung des CO2 in den Untergrund. So soll über ein Fünftel der weltweiten Energieerzeugung aus Bio-Energie stammen! Fuss stimmt zwar in das hohe Lied bestehender Risiken bei der Verpressung ein, setzt sich gleichwohl aber für einen Fahrplan mit Pilotprojekten ein. Es geht ihr und den beteiligten WissenschaftlerInnen lediglich darum, sichere Voraussetzungen für die Verpressung zu schaffen. Aus meiner Sicht ist ein Ausbau der Bioenergie mit gleichzeitiger Abscheidung und Verpressung von CO2 ein hochgradiger Irrweg, noch dazu mit Langfristrisiken und Landverbrauch verbunden. Landverbrauch, der dringend für Ernährungszwecke, ökologischen Waldbau und Naturschutz gebraucht wird. Fuss reichen nicht die bisherigen Kenntnisse zu Gefährdungen, die eine Verpressung vom Vorsorgeprinzip her ausschließen. Nein, weitere Pilotprojekte sollen die Tür für diese Technologie offen halten. Das wird die fossile Energiewirtschaft freuen und ist auch ganz im Sinne von Prof. Edenkofer. Er ist nicht nur Direktor des Mercator-Instituts, sondern auch stellvertretender Direktor und  Chefökonom des PIK in Potsdam sowie Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des IPCC. So schließt sich der Kreis zu den IPCC-Studien. Gleichzeitig ist er Lehrstuhlinhaber für die Ökonomie des Klimawandels (gemeinsame Berufung mit der Michael-Otto-Stiftung) an der Technischen Universität Berlin. Er setzt sich als Ökonom seit langem für die CCS-Technologie ein. Das Mercator-Institut (MCC) ist eine gemeinsame Gründung der Privatstiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Verbunden mit der Stiftung Mercator ist die „Agora Energiewende„. Sie ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Diese Verknüpfung ist deshalb interessant, weil deren früherer Direktor Rainer Baake (Mitglied des Realo-Flügels der Grünen und früherer Umweltstaatssekretär in Hessen und im Bund) inzwischen als Staatssekretär von Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) die Energiewende im Interesse von Energiekonzernen und Investoren gemanagt hat. Sigmar Gabriel hätte ohne Staatssekretär Baake nie in der Präzision und Geschwindigkeit den Rückbau der Energiewende hinbekommen. Baake hat als einer der strategischen Köpfe das EEG im Jahre 2000 (gemeinsam damals mit Hermann Scheer) auf den Weg gebracht, sich dann später als Direktor der Agora Energiewende immer mehr mit den großen Energiekonzernen verständigt und alle fachliche Munition für den Rückbau der Energiewende parat gehabt. Er ist mehr und mehr zu einem harten Verfechter marktwirtschaftlicher Lösungen geworden und hat damit auch Teile der Grünen, die weiter an einer dezentralen und lokalen Energiewende festhalten, in die Bredouille gebracht. Gabriel hat die EEG-Gesetzesnovelle dank seiner Hilfe mit Merkel in einer ganz großen Koalition unter Einschluss der rot-grün regierten Bundesländer durchwinken können.

Das erschreckend anzusehende, uneinheitliche Auftreten von Umweltverbänden, Verbänden für Erneuerbare Energien und Think Tanks etc. bei den Beratungen zu dieser Gesetzesnovelle nimmt wenig Wunder. Es fehlt häufig der Blick dafür, wohin der Hase läuft, stattdessen verliert man sich im Detail. Erleichtert wird das dadurch, dass ein Großteil der Bewegungen seit langem immer stärker marktwirtschaftlich ausgerichteten Lösungen auf den Leim geht. Dazu hat im Hintergrund nicht zuletzt die Energiewende Agora ihren Teil geleistet.

Detlef Bimboes
Berlin, den 24.09.14