Vorkämpfer der Energiewende?

Die „Berliner Energiewende geht voran“ …

hat Vattenfall am 27.9.16 in einer Presseerklärung (klick) verkündet und sich selbst dargestellt als „Partner dieser Stadt und unterstützen das Land Berlin bei der Erreichung seiner Klimaziele„. Anlass sei der Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat der Vattenfall Europe Wärme AG, „die Braunkohle-Anlage des Heizkraftwerkes (HKW) Klingenberg drei Jahre früher als ursprünglich geplant stillzulegen„.

Bereits 2009 hat Vattenfall in seinem Energiekonzept für Berlin angekündigt, das an der Köpenicker Chaussee gelegene Braunkohle-befeuerte Kraftwerk durch gasbasierte Kraft-Wärme-Kopplung zu ersetzen.

Ein Jahr später, am 13.10.2010 ließ sich Vattenfall in einer Erklärung des Berliner Presse- und Informationsamtes mit den Worten feiern: „Land Berlin und Vattenfall ziehen positive Bilanz nach einem Jahr Klimaschutzvereinbarung“. In der Pressemitteilung heißt es:

„Für Klingenberg ist die sogenannte „Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“ beendet; der Bau des gasbetriebenen Heizkraftwerks soll spätestens 2012 beginnen und im nächsten Schritt können die beiden geplanten Biomasseanlagen errichtet werden. Hierzu finden Gespräche mit der Senatsverwaltung für Umwelt statt, die darauf abzielen, ein gemeinsames Verständnis davon zu erarbeiten, was nachhaltige Biomassebeschaffung bedeutet. Land und Unternehmen betreten damit Neuland. Beide Seiten wissen, dass nur ein überzeugender Nachweis sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit von Biomasse zu breiter gesellschaftlicher Akzeptanz dieses regenerativen Brennstoffs führen wird.“

Doch obwohl der Einzugsbereich für das zu verbrennende Holz ursprünglich auf max. 75 km begrenzt werden sollte, berichtete die Berliner Morgenpost schon am 6.4.2010, dass Vattenfall vorhat, eine Million Tonnen Holz aus dem westafrikanischen Liberia zu importieren, um diese Biomasse in seinen Kraftwerken zu verbrennen. „Einen entsprechenden Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren hat die schwedische Konzernmutter Vattenfall AB … mit der liberianischen Firma Buchanan Renewables Fuels abgeschlossen, die zu einem holländischen Konzern gehört.“ (klick)  Die Morgenpost war es auch, die am 6.6.2011 zeigte, dass Vattenfall die Energiewende auch an anderen Standorten keinesfalls mit regionaler Biomasse vorantreibenwill: „… der Stoff, der eine ökologische Zukunft für Berlins Energieversorgung sichern soll: 1800 Tonnen veredelte Holzpellets aus Skandinavien, bis auf 4000 Tonnen soll der Berg wachsen.“ (klick).

Greenwashing gescheitert

Heftige Proteste gegen das versuchte Greenwashing führten zu einem maßgeblich von DER LINKEN mitgetragenen Beschluss des Lichtenberger Bezirksamtes, in dem sich dieses gegen die massenhafte Holzverbrennung aussprach. Der Konzern reagierte darauf am 29.11.2012 in einer Pressemitteilung unter dem Titel „Vattenfall konkretisiert Biomassepläne in Berlin“ mit der Erklärung:

„… Allerdings müssen auch die Biomasse-Projekte am Standort Berlin veränderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen. So hat das Bezirksamt Lichtenberg entschieden, für den Standort Klingenberg ein Nachnutzungskonzept ohne Biomasse-Heizkraftwerk voranzutreiben. Das Unternehmen plant weiterhin die Errichtung eines Gas- und Dampfturbinenheizkraftwerkes und wird sich konstruktiv in die weiteren Planungen rund um den Kraftwerksstandort einbringen.
Vattenfall wird die mit dem Land Berlin vereinbarten Klimaziele für 2020 auch mit dieser Planung verlässlich erreichen.“

Mit anderen Worten: „Holz aus Afrika wäre zwar billiger, aber wenn ihr es so haben wollt…“

Nun also: „Künftig wird hier (d.h. im Kraftwerk Klingenberg) nur noch umweltfreundliches Erdgas zur Strom- und Wärmeproduktion eingesetzt.“ Als Begründung gab Vorstandssprecher Gunther Müller an: „Möglich wurde die jetzige Entscheidung, weil wir mit der Modernisierung der Anlage schneller voran gekommen sind als geplant.“ Wer’s glaubt – kann nur den Zusammenhang mit dem Verkauf des Lausitzer Kohlereviers an EPH übersehen. Dass Vattenfall Europe Wärme AG die Braunkohle von EPH zu gleichen Kosten bekommt, wie von einem Schwesterunternehmen, ist eher unwahrscheinlich.

Eine weitere Ankündigung…

Da sprach der Karpfen: „Ei!
… Wenn ich um jedes Ei
So kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte –
Was gäb’s für ein Geschrei.

aus „Das Huhn und der Karpfen“ von Heinrich Seidel

Wolfgang Borchardt
31.10.2016