Überlegungen zur Linken Woche der Zukunft

von Wolfgang Wippler

Das Wort „Zukunft“ beinhaltet sowohl den nächsten Sekundenbruchteil, wie auch die Zeit in 4 Mrd. Jahren. Ich bin zwar überzeugt, dass weder der nächste Sekundenbruchteil, noch die Zeit in 4 Mrd. Jahren Gegenstand der vorgesehenen Konferenz sein sollen. Aber was dazwischen liegt, ist ja immer noch ein weites Feld. Ich selbst kann mir bis jetzt keine Vorstellungen machen, welche Situation, Zustand und dergleichen zu welchem Zeitpunkt behandelt werden soll. Es wäre doch sinnvoll, wenn Gegenstand und Zeitraum exakt benannt werden, um sich gezielt vorbereiten zu können. Es soll ja wohl vorrangig (oder sogar ausschließlich) um ökologische Probleme gehen. Doch die Ökologie ist ebenfalls sehr breit gefächert und selbst in ihren Teilbereichen sehr komplex. Richtigerweise müsste man sich auf den wichtigsten Aspekt konzentrieren. Doch welcher ist das ? Götz Brandt spricht in einer Broschüre von der „Vielfachkatastrophe“. Dies bedeutet, dass, wenn jede Einzelkomponente in die Katastrophe führt, sie alle gleichberechtigt sind. Mehr als ein Aspekt kann aber in der verfügbaren Zeit nicht behandelt werden und es muss demzufolge ausgewählt werden. Da wir nicht nur Ökologen sondern auch Sozialisten sind, steht das Wohl des Menschen im Mittelpunkt unseres Strebens und Handelns.

Der Zeitraum, dem wir uns zuwenden müssten, wäre der von der Jetztzeit bis zum Zusammenbruch unserer Zivilisation infolge der Mehrfachkatastrophe, die noch vor Ende dieses Jahrhunderts zu erwarten ist.

Welche konkreten Gefahren stehen denn der an Zahl stark zunehmenden Menschheit bevor, die abzuwenden unsere Aufgabe wäre?

Diese folgen aus:

  • der Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur mit den daraus resultierenden Folgen (Versteppung, Verwüstung, Verlust von Anbau- und Siedlungsflächen, Zunahme katastrophaler Wetterereignisse, Ausbreitung tropischer Krankheiten, Meeresspiegelanstieg, Versauerung der Meere, zunehmende Wasserknappheit)
  • der Treibstoffknappheit (sinkende Mobilität, sinkendes Transportvolumen, der Anbau von „Energiepflanzen“ reduziert den Nahrungs- und Futtermittelanbau)
  • der Rohstoffknappheit (technische Produkte können den Menschen nur noch in sich stets verringernder Menge zur Verfügung gestellt werden, die Knappheit an den Düngemitteln Kalium u. Phosphor gefährdet die Nahrungsversorgung der Menschheit)
  • der Zunahme von Krankheiten (Aufkommen bisher tropischer Krankheiten, häufigere und schnellere Ausbreitung von Infektionskrankheiten)
  • Kriegen (einschließlich aller anderen gewaltsamen Auseinandersetzungen zur Wahrung des bestehenden Zustandes bzw. zur Verbesserung der sozialen und/oder existenzgefährdenden Situation, Gefahr auch eines Atomkrieges)

Ich stimme Götz Brandt zu, dass der Kollaps der Menschheit unausweichlich geworden ist, halte aber eine Minderung oder Dämpfung der Auswirkungen noch für möglich. Um das zu erreichen, ist es nötig, gegen alle Gefahren, die durch die fünf eben genannten Punkte gekennzeichnet sind, ab sofort und intensiv und umfassend anzugehen, und dies weltweit. Genau das geschieht jedoch nicht. Den gleichen Zweck, die Auswirkungen abzufedern, kann man aber auch mit einer einzigen Maßnahme erreichen: Mit der schnellstmöglichen Reduzierung der Anzahl der Menschen auf der Erde!

Weniger Menschen brauchen weniger Nahrung, benötigen weniger Land ‒ was wiederum dem Erhalt der Artenvielfalt zugute kommt, bedürfen weniger Treibstoff und Energie sowie weniger technischer Produkte. Eine Reduzierung der Geburtenzahl ist auch eine zutiefst humane Tat, denn jedem nicht geborenen Menschen bleibt ein gewaltsamer Tod in den kommenden kämpferischen Auseinandersetzungen erspart. Die Verringerung der Geburtenzahl ist leider kein schneller Vorgang. Deshalb müsste er sofort beginnen, um die größtmögliche Verkleinerung zu erreichen. Diese Maßnahme ist auch in nationalem Rahmen sinnvoll. Ein Land, das es schafft, seine Bevölkerung zu verringern, mindert die Auswirkungen auf diese ab. Ich halte den vorgenannten Aspekt für den einzig wirkungsvollen. Alle anderen Maßnahmen kämen zu spät (Erderwärmung), sind nicht mehr aufzuhalten (Rohstoffknappheit, Zunahme von Krankheiten) oder müssen sogar verstärkt werden (höhere Produktion bei wachsender Menschheit). Deshalb halte ich es für unabdingbar, den Komplex „Bevölkerungsreduzierung“ als das Hauptproblem anzusehen und entsprechend in die zu behandelnde Thematik aufzunehmen. Wir sollten dies als Ökologische Plattform mit allem Nachdruck fordern. Wie die zunehmende Anzahl entsprechender Veröffentlichungen verschiedenster Persönlichkeiten belegen, wird diese Sichtweise nicht nur von mir vertreten. So urteilte Konrad Lorenz z.B. „Mittelbar trägt die Übervölkerung zu sämtlichen Übelständen und Verfallserscheinungen bei, die in den folgenden 7 Kapiteln besprochen werden sollen.“ in: Die 8 Todsünden der zivilisierten Menschheit. (Weitere Äußerungen im Anhang). Ich bin der Überzeugung, dass alle Diskussionen und Aktionen zu den bestehenden ökologischen Problemen ohne gleichzeitige wirkungsvolle Maßnahmen zur Bevölkerungsreduzierung sinnlos sind und lediglich kraft-, energie- und zeitraubende Vorhaben darstellen, die es nicht wert sind, unterstützt zu werden.

April 2018

Anhang – weitere Aussagen zu Auswirkungen des Bevölkerungswachstums

Gregor Fuller: „Die expansive Spezies Mensch hat die Erde längst überbevölkert. Die Über-Reproduktion sichert das Leben nicht, sondern zerstört es.“ (in: „Das Ende. Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe“, 1993, S. 9)

Ted Turner (Gründer vom Fernsehsender CNN): „Wir sind zu viele Menschen ‒ deshalb haben wir die globale Erwärmung. Zu viele Menschen benutzen zu viel Zeug.“

Michael V. Hayden (Direktor der Central Intelligence Agency, USA): „Meine Analytiker halten inzwischen nicht den Terrorismus, sondern die Bevölkerungsentwicklung für den gefährlichsten Trend in der Welt.“

Tiere, die sich unkontrolliert vermehren, dezimieren sich schließlich gegenseitig. Artgenossen werden zu Todfeinden. Eltern vernichten ihre eigene Brut. Der französische Naturwissenschaftler Jean Dorst folgerte aus dieser Tatsache, dass bei weiterer Zunahme der Bevölkerung es nicht auszuschließen sei, dass unsere Enkel einmal Kriege führen werden, die einzig und allein dem Ziel dienen, konkurrierendes Leben zu vernichten.

Hubert Weinzierl: „Die Schätze der Erde haben ihre Grenze erreicht. Die Natur lässt sich nicht vergewaltigen. Wer die Überbevölkerung weiterhin fördert, bringt uns dem gemeinsamen Selbstmord näher. Fortschritt und Technologie sind nicht mächtig genug, dies abzuwenden.“ (in: „Das grüne Gewissen“, 1993, S. 148f)

Rudolf Bahro: „…Nach Ziegler müssen wir entweder, wenn wir den Verbrauchsstandard, der ja großenteils strukturell bedingt ist, erhalten und trotzdem hier zu Hause bleiben wollen, auf ca. 6 Millionen Menschen herunter ‒ oder wir müssen die Struktur grundlegend ändern…“ (in: „Die Logik der Rettung“, 1990, S. 32)

Klaus Hahlbrock: „Das explosionsartige Anwachsen der menschlichen Erdbevölkerung hat mit allen Folgeerscheinungen zu einem zunehmend instabilen biologischen Gleichgewicht geführt. (…) Die Schlußfolgerung kann nur die heute noch utopisch erscheinende Forderung sein, die Bevölkerungszahl so bald wie möglich auf einen wesentlich niedrigeren Wert als den jetzigen zu reduzieren.“ (in: “Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren?“, 2007, S. 99)

Gerd Ganteför: “Das Bevölkerungswachstum ist zehnmal schlimmer als der Anstieg des Meeresspiegels.“ Er belegte dies am Beispiel Bangladesch. Das Bevölkerungswachstum beträgt 2% pro Jahr, gleich 20% in10 Jahren. Das bedeutet auch, dass der Lebensraum, der jedem Einwohner dieses Landes zur Verfügung steht, im Jahr um 2% abnimmt. Bangladesch ist aber als ein extremes Tiefland auch besonders vom Meeresspiegelanstieg bedroht. Wenn z.B. der Meeresspiegel in 100 Jahren um 1 m ansteigt, gehen 20% der Landfläche verloren. Das Bevölkerungswachstum schafft dies in 10 Jahren! (in: “Klima. Der Weltuntergang findet nicht statt“, 2010)