Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt

Rezension von Götz Brandt

Gleich drei Prominente haben ein Vorwort zum Buch des Engländers Tim Jackson geschrieben: Jürgen Trittin, Uwe Schneidewind und Barbara Unmüßig. Kein Wunder, wird doch von Ökonomen eingeschätzt, dass hier das Grundlagenwerk der Postwachstumsökonomie vorliegt.

Das Buch enthält eine kritische Einschätzung bisher bekannter Theorien und praktischer Vorschläge, wie ein dauerhafter Wohlstand in den Grenzen unserer Welt möglich sein könnte. Die Grenzen sind seit Jahrzehnten bekannt, aber das globale neoliberale Kapital „kann weder für die finanzielle, geschweige denn die gesellschaftliche oder ökologische Nachhaltigkeit sorgen“, so der Autor. Das Gewinnstreben wird als Motor des Wachstums ausgemacht und ohne Wachstum ist die kapitalistische Wirtschaft nicht stabil. Eine „Reparatur“ der Makroökonomie der kapitalistischen Wirtschaft wird als Lösung empfohlen. Eine Revolution und Abschaffung dieses Wirtschaftssystems wird abgelehnt, weil es sonst zum Chaos kommen würde. Den Weg einer relativen oder absoluten Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wachstum durch Effizienzerhöhung, wie von Ökonomen und Politikern vielfach vorgeschlagen, bezeichnet der Autor als „Wahnvorstellung“. Der Staat soll es also richten und die Wirtschaft begrenzen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen, die der Staat ergreifen müsste, um eine solche ökologische Makroökonomie herzustellen, decken sich mit sozialdemokratischen, grünen und linken Vorschlägen zur Milderung der Auswüchse neokapitalistischer Ausbeutung der Menschen und der Natur.

Neben den Analysen und Vorschlägen zur Gestaltung einer Wirtschaft, die dauerhaften Wohlstand garantieren kann, wird das Verhalten der Käufer, die in einem „stahlharten Gehäuse“ des Konsumismus gefangen sind, analysiert und Möglichkeiten des Ausstiegs aus der Wegwerfgesellschaft besprochen.

Dass wir sehr schnell eine andere Wirtschaftsstruktur brauchen, ist heute eigentlich jedem verantwortungsbewussten Politiker und Bürger bekannt. Die vom Autor vorgeschlagene Reparatur des kapitalistischen Systems hebt aber das zerstörende Gewinnstreben der nur in Privatökonomie denkenden und handelnden Kapitalisten nicht auf und es ist fraglich, ob die geforderte „robuste Makroökonomie“ uns retten wird. Das das in einem einzelnen Land im Zeitalter der globalen Wirtschaft nicht funktionieren kann, weil andere Länder nach wie vor die Ressourcen rücksichtslos ausbeuten, wie z. B. die USA, wird im Buch ausgeblendet.

Dieses Buch gibt eine kritische Übersicht zum bisherigen Wissensstand der Postwachstumsökonomie, ist verständlich geschrieben und gut übersetzt und alle besorgten Bürger sollten dieses Buch lesen.

Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt
Engl. 2009, Deutsch 2011 , ISBN 978-3-86581-245-2, 19,95 €

April 2011