plädiert Niko Paech in seinem lesens- und vor allem bedenkenswerten Interview
„Letzte Zuckungen eines Körpers, der nicht sterben will“
im Oldenburger Lokalteil.
Hier sind drei Zitate:
„Die Energiewende in Deutschland ist eine der größten ökologischen Katastrophen, die wir bis jetzt erlebt haben. … Wir haben diese Energiewende deshalb ins Gespräch bringen können, weil sie unser Wohlstandsmodell gegen jede ökologisch motivierte Kritik immunisiert, aus der sich sonst die Schlussfolgerung ziehen ließe, dass wir unsere Ansprüche reduzieren müssten.“
…
Ich kaufe Bioprodukte, um moralisch zu kompensieren, dass ich ein viel zu großes Haus bewohne. Man kann aus der einzelnen Handlung eben keinen Rückschluss auf die ökologische Gesamtperformance einer Person ziehen. Diese symbolische Kompensation ist daher ein ganz wichtiger Schrittmacher der Biobranche.“
„Was die Amerikaner mit dem Fracking machen, ist nur ein kleiner Aufschub – und ein ökologischer Wahnsinn, der das Problem nicht lösen wird. Es geht ja nicht nur um Öl-, sondern auch um die bereits genannte Flächenknappheit und Phosphor; es geht um Coltan, Palladium, Neodym. Wir haben uns durch die digitale Revolution so abhängig gemacht von seltenen Erden, dass die Sollbruchstellen unseres Wohlstands immer offenkundiger werden. Und deswegen frustriert mich das eigentlich nicht, Nachrichten zu hören, in denen so getan wird, als könne man mit minimalen Reparaturmaßnahmen ein zum Scheitern verurteiltes Modell doch noch retten. Das sind die letzten Zuckungen eines Körpers, der nicht sterben will; solche Sachen wie ein Jade-Weser-Port, eine Küstenautobahn oder hier in Oldenburg IKEA, ein Einkaufszentrum und so weiter – das sind Amokläufe einer angstgetriebenen Politik, die verzweifelt an einem Modell festhält, das schon nach Verwesung riecht.“
Eine Frage, die Paech unverständlicherweise ausklammert, ist, in welchem politischen und polit-ökonomischen Rahmen seine Empfehlungen eine Chance hätten, akzeptiert zu werden. Die Frage „Kapitalismus oder Sozialismus?“ darf nicht ignoriert werden.
Herzliche Grüße
Saral Sarkar
siehe auch: „Zwei Diskurse, die an einander vorbeilaufen„