Ost-Süd-Trasse bleibt Braunkohle-Leitung

Der Netzentwicklungsplan 2014 spiegelt beim Klimaschutz und beim Ausbau erneuerbarer Energien nicht die Ziele der Energiewende wider, besonders die Ost-Süd-Stromtrasse ist in der geplanten Form überflüssig. Das erklärte der Netzexperte Christian von Hirschhausen von der Technischen Universität Berlin am Freitag bei einer Veranstaltung des Umweltverbandes BUND in Berlin. Die Trasse Ost-Süd von Sachsen-Anhalt über Thüringen nach Bayern gilt seit Langem als umstritten. Die Netzbetreiber hatten vorgeschlagen, diese Trasse etwas nach Norden und Süden zu verlängern.

Das ändere jedoch nichts an der grundsätzlichen Kritik, betonte von Hirschhausen gegenüber dem Deutschlandfunk. Die Stromtrasse sei nicht nötig für die Energiewende und auch nicht nötig, um Windstrom aus dem Norden nach Bayern zu leiten. „Sie ist eine Leitung, um in einer Situation, wo ich viel Wind habe, Braunkohle voll laufen lassen zu können. Sie ist also eine Braunkohle-Export-Leitung“, so von Hirschhausen, der entsprechende „Thesen zum Netzentwicklungsplan 2014“ vorstellte.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger verlangte, die Planung neuer Stromtrassen einer strategischen Umweltprüfung zu unterziehen und mit mehr Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen. Dazu gehöre auch die ernsthafte Prüfung vorgeschlagener Alternativen. Die Bevölkerung werde bisher über die Planung neuer „Stromautobahnen“ lediglich informiert, Alternativvorschläge würden meistens ignoriert, kritisierte Weiger. Nötig sei ein Neubeginn für die Stromtrassenplanung. Stattdessen machten aber die Netzbetreiber und die Bundesregierung „Druck unter anderem für den Bau der Gleichstromtrasse vom Osten Deutschlands nach Bayern“. Für ihn dränge sich in dem Zusammenhang der Verdacht politischer Einflussnahme auf die Netzplanung geradezu auf, sagte Weiger, der auch Chef des Landesverbandes BUND Naturschutz in Bayern ist. Kritik am „überzogenen“ Netzausbau hatte auch schon die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) geäußert.

Der BUND legte zudem eine aktuelle Stellungnahme zum Entwurf des Netzentwicklungsplans vor. Nach den Worten des BUND-Energieexperten Thorben Becker erwartet der Verband von der Bundesnetzagentur, den Plan der Netzbetreiber nicht zu genehmigen, sondern ad acta zu legen. Auf keinen Fall dürften auf der Basis unseriöser Grundlagen neue Stromtrassen geplant werden.

Für eine kritische Überprüfung des Netzentwicklungsplans setzt sich auch die neue rot-rot-grüne Koalition in Thüringen ein, folgt man dem in dieser Woche vorgestellten Koalitionsvertrag. Danach sind bei der Planung „der tatsächliche Energiebedarf zugrunde zu legen und nicht Überkapazitäten aus vorhandener konventioneller Energieerzeugung“. Im Mittelpunkt stehe eine bedarfsgerechte regionale erneuerbare Energieerzeugung.

Jörg Staude
Klimaretter.info 22.11.2014