Windenergie im Wald

Ein Jagdpächter berichtet auf der Internetseite Keine WKA im Wald1 über seine Erfahrungen mit dem Bau einer Windkraftanlage2 in seinem Jagdrevier:
Das Revier ist durch einen zehn Meter breiten Schotterstreifen zerschnitten und weil keine Tiere mehr blieben, musste er die Pacht aufgeben.

Die Deutsche Wildtier Stiftung – eine „nach unternehmerischen Prinzipien geführte private gemeinnützige Stiftung“ – hat am 11.11.2014 eine Studie mit dem Titel „Windenergie im Lebensraum Wald“ vorgelegt, in der festgestellt wird:

Wissenschaftliche Studie belegt: Windkraftanlagen schaden der Wald-Ökologie!„.

Die entsprechende Pressemitteilung wurde auch auf unserer Konferenz am 15.11.2014 verteilt.

Was ist dran an der Waldzerstörung und der Gefährdung von Wildtieren durch Windkraftanlagen?

Handelt es sich um einen weiteren Versuch, der großen Energiekonzerne, die Energiewende zu torpedieren oder um die Bemühungen von Naturschützern, „unseren Wald zu retten“? Es lohnt sich, etwas genauer hinzusehen.

Zunächst einmal fällt bei dem Auftraggeber der o.g. Studie, der Deutschen Wildtier Stiftung, der auch als „Klimaskeptiker“ bekannte Fritz Vahrenholt als Alleinvorstand auf. Das heißt nicht, dass die Studie oder ihre Ergebnisse fehlerhaft sind, aber offenbar haben die fossil-atomar orientierten Energiekonzerne großes Interesse an dem genannten Studienergebnis. Und das ist eindeutig:

  1. Da Windenergieanlagen Vögel und Fledermäuse gefährden können, sind Waldflächen erst für WEA [1] zurVerfügung zu stellen, wenn keine
    andere(n), für den Natur-/Artenschutz risikoarme (bzw. -ärmere) Flächen (etwa intensiv bewirtschaftetes Ackerland) bezogen auf den weiteren Ausbau der Windkraft bereitstehen.
  2. Die Beweislast ist umzukehren: Wälder sind ein wichtiges Schutzgut und tragen unmittelbar zur Erfüllung der Biodiversitätsziele der Bundesregierung sowie anderer Schutzziele der Europäischen Union (FFH-Richtline, VogelschutzRichtlinie) bei. Grundsätzlich sind WEA im Wald daher nicht zulässig.“ (S. 52)

Allerdings nennt der Autor, Dr. Klaus Richarz, auch aus Naturschutzsicht vertretbare Ausnahmen:

  • „Aus Naturschutzsicht sind für die Windenergienutzung allein naturferne Fichten- und Kiefernforste geeignet. Das Bundesamt für Naturschutz hat hierzu grundlegende Empfehlungen formuliert (BfN 2011).
  • Buchenwälder sollten gemäß dem Vorsorgeprinzip für Windenergie-Anlagen nicht zur Verfügung stehen, vielmehr sollte die Umsetzung eines Buchenwälderschutzkonzepts auf zehn Prozent der Waldflächen zielgerichtet verfolgt werden.“

Dr. Klaus Richarz bezeichnet sein Papier selbst übrigens nicht als „wissenschaftliche Studie“ (wie die Stiftung), sondern als Statusreport – wohl auch deshalb, weil von den 68 Seiten nur ca. 37 Seiten Text sind (incl. Literaturverzeichnis, 4 Seiten Anhang mit rechtlichen Rahmenbedingungen für Windkraftanlagen sowie Glossar). Der Rest sind eindrucksvolle Bilder, Inhaltsübersicht und Deckblätter.
Es handelt sich weniger um eine wissenschaftliche Studie als vielmehr um eine aufwändig gestaltete, populäre Zusammenfassung einiger anderer[2].

Sie ist damit eine gute Handreichung für Naturschützer. Allerdings müssen diese darauf achten, dass das Anliegen des Naturschutzes nicht von den großen Stromkonzernen instrumentalisiert wird, dass sie sich nicht selbst unfreiwillig zum „Fußvolk“ der Konzerne machen.

Wolfgang Borchardt
18.11.2014


[1↑]Windenergieanlagen
[2↑]vor allem die Studie von Dr. Volker Dierschke und Dirk Bernotat „Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen – unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Brutvogelarten“


  1. http://butzbach.gegenwind-im-taunus.de/ 

  2. http://butzbach.gegenwind-im-taunus.de/?page_id=385