„Auf der Flucht vor humanitären Krisen: zur sozialen Dimension des Klimawandels“

eine Nachlese zur Konferenz

Das Thema, das über die Zukunft der Menschheit entscheidet, hätte aus meiner Sicht bei der „Linken Woche der Zukunft“ behandelt werden müssen. Es ist gut, dass es wenigstens jetzt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Linksfraktion auf die Tagesordnung gesetzt wurde.

Deutlich wurde, dass der Klimawandel kein ökologisches, sondern ein humanitäres Problem ist. Jede politische Entscheidung hat Auswirkungen auf Klimaemissionen und Ressourcenverbrauch, die daher in der politischen Arbeit immer berücksichtigt werden müssten. Insbesondere die ausländischen Gäste berichteten eindringlich von den durch den globalen Norden verursachten Problemen: Bereits jetzt sterben in Afrika Menschen in Folge unserer Lebensweise im Globalen Norden und in den Schwellenländern.

Die globale Erwärmung dürfte 1,5° C nicht überschreiten, damit die Folgen beherrschbar bleiben. Doch aus Gründen der „wirtschaftlichen Machbarkeit“ wurde festgelegt, die Erwärmung auf 2° C zu begrenzen. Schon dieser „Kompromiss“ bedeutet, dass große Teile der Weltbevölkerung „abgeschrieben“ wurden. Inzwischen scheint selbst diese Grenze unhaltbar.

Am stärksten betroffen sind die ärmsten Menschen im Globalen Süden, die keine Schuld daran haben und auch nichts dagegen unternehmen können. Migration und Flucht sind die Folgen, doch den Begriff „Klimaflüchtling“ gibt es im internationalen Recht nicht; die betroffenen Menschen sind weiterhin auch rechtlich ungeschützt. Durch die Folgen des Klimawandels werden grundlegende Menschenrechte in Frage gestellt, z.B. Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, Recht auf Selbstbestimmung und Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, einschließlich angemessener Nahrung (dazu gehört auch Trinkwasser!).

Unverständlich blieb mir lediglich der Workshop „Versicherung gegen Klimawandelfolgen – Schutz der Ärmsten oder Reibach für die Versicherungskonzerne?“.  Meine Frage, wie denn die Ärmsten (die nicht einmal eigenes Land haben) eine Versicherung abschließen können, blieb ungeklärt, ebenso, wie die nach der Versicherung von armen Ländern („Makroversicherung“). Wir erfuhren zwar, dass die Mittel dafür aus der Entwicklungshilfe der Industrieländer kommen, aber warum es günstiger sein soll, diese über Versicherungsgesellschaften verwalten zu lassen statt sie direkt den betreffenden Staaten zu geben, wurde ebenfalls nicht beantwortet. Ich betrachte das als ein Pendant zur „Riester-Rente“.

Weitere Informationen und einzelne Vorträge finden sich auf der Seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung (klicken).

Die Broschüre der Konferenzunterlagen kann auch als pdf-Datei gelesen werden (klick).

Wolfgang Borchardt
9.7.2015