In der Wochenendausgabe des ND vom 22./23.08.2015 ist ein großer Beitrag zur Schwarzen Pumpe erschienen, dem einstigen Zentrum zur energetischen und stofflichen Verwertung von Braunkohle in der DDR. Am 29. August soll das 60. Jubiläum festlich begangen werden. In dem Beitrag wird dargelegt, bei einem Ende der Verbrennung von Braunkohle „wenigstens an deren Veredlung zu arbeiten; Kohle ist als Kohlenstoffquelle eine Alternative zum Erdöl; aus ihr können Treib- und Kunststoffe hergestellt werden“.
Bei aller Wertschätzung der Leistungen der Beschäftigten im Kombinat Schwarze Pumpe und der heute dort im Industriepark Beschäftigten ist das die falsche Option für die Zukunft mit Blick auf Klimaschutz und Arbeitsplätze. Denn aus einer Tonne Braunkohle kann man viel weniger Treibstoff oder Kunststoff herstellen, als aus einer Tonne Erdgas oder Erdöl. Entsprechend größer ist der Ausstoß des Klimakillers CO2, weil aus einer Tonne Braunkohle immer dieselbe Menge CO2 gebildet wird, egal ob man sie verbrennt oder vergast und daraus Produkte herstellt. Verbrennt man Braunkohle, dann wird sie sofort vollständig in CO2 umgewandelt. Vergast man Braunkohle, wird zwar zunächst eine geringere Menge an CO2 freigesetzt, der Rest entsteht aber später aus den hergestellten Produkten am Ende ihres Lebensweges. Das passiert bei Brenn- und Treibstoffen sofort, wenn sie verbrannt werden, bei Kunststoffen und anderen Chemikalien, wenn sie nicht mehr gebraucht und entsorgt werden, z. B. in einer Müllverbrennungsanlage. Zudem bleiben, ob Braunkohle nun energetisch oder stofflich genutzt wird, auch die Umweltprobleme, der Ressourcen- und Landschaftsverbrauch auf Dauer gleich.
Als Fazit bleibt: die Vergasung von Braunkohle setzt den fossilen Entwicklungspfad fort, anstatt ihn zu beenden, trägt weiter zur Verschärfung des Klimawandels bei und schafft Arbeitsplätze, die wegen der genannten Folgen sehr bald wieder gefährdet werden.
Statt Braunkohle mit einem Aufwand von vielen Milliarden zu neuen Kunststoffen und anderen Chemikalien zu verarbeiten, sollte man das Geld lieber in bessere Recycling-Technologien stecken, die verhindern, dass Anlagen für neue Kunststoffe und andere Chemikalien gebaut werden müssen. Und in die Entwicklung energieeffizienterer Technologien, die große Mengen Treibstoffe einsparen könnten. Damit könnten sichere Arbeitsplätze geschaffen werden und Industrieanlagen, die nicht durch immense Emissionen das Weltklima und damit die Zukunft unserer Kinder gefährden.
Dr. Detlef Bimboes
14057 Berlin