Das lästige Durchgangsstadium des Kapitals

Auf Telepolis (klick) schreibt Tomasz Konicz über die Wechselwirkungen zwischen der Wirtschaftskrise und dem außer Kontrolle geratenden Klimawandel (klick).

Anlass ist die am 22.3.2016 veröffentlichte Studie „Ice melt, sea level rise and superstorms: evidence from paleoclimate data, climate modeling, and modern observations that 2 °C global warming could be dangerous“ 1). Demnach drohe uns kein langsamer Anstieg der globalen Temperaturen (an den wir uns eventuell anpassen können), sondern ein Klimaumbruch. Ursache sei das Abschmelzen großer Eismassen in den Polarregionen und Grönland, wodurch der Salzgehalt des Meeres verringert und damit auch die Wirkung des Golfstromes beeinflusst werden kann. Darauf wurde bereits vor elf Jahren hingewiesen (klick) und das PIK hat vor einem Jahr (klick) in einer Studie gezeigt, dass sich der Golfstrom seit 1970 tatsächlich verlangsamt hat („Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden“).

Bisher war es Minderheitenposition der Klimaforscher, dass die Erderwärmung nicht stetig und relativ vorhersehbar, sondern abrupt erfolgt. Mit den neueren Forschungsergebnissen ist diese auf dem Weg, zur Mehrheitsmeinung, zum „wissenschaftlichen Kanon“ zu werden, wird das Newsportal Slate (klick) zitiert.

Doch Konicz bleibt nicht bei der Betrachtung der Gefahren aus dem Klimawandel und den notwendigen (Re-)Aktionen stehen. Im Abschnitt „Produktivität und Effizienz wandeln sich im Kapitalismus zu Methoden effizienter Weltvernichtung“ (klick) geht er auf die wirtschaftlichen Ursachen und gesellschaftlichen Strukturen ein:

„Für das Kapital, das auf gesamtgesellschaftlicher Ebene eine destruktive Eigendynamik entfaltet, ist die Welt nichts weiter als ein lästiges Durchgangsstadium bei seiner uferlosen und selbstzweckhaften Bewegung der Selbstverwertung. Alles, die gesamte Erde, hat sich diesem irrationalen und selbstzweckhaften Kreislauf der Verwertung des Kapitals unterzuordnen – auch um den Preis des zivilisatorischen Untergangs.

Radikale, an den Wurzeln dieser geschilderten Problemstellung ansetzende ökologische Politik muss folglich die Überwindung dieser kapitalistischen Produktionsweise zu ihrer Maxime machen. Einzig eine postkapitalistische Gesellschaftsformation, die sich nicht mehr dem Zwang zur uferlosen Kapitalakkumulation, also zum blinden und permanenten Wirtschaftswachstum, unterordnet, könnte vielleicht noch einen zivilisatorischen Zusammenbruch verhindern.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 


Fussnote(n)

[1↑] „Eisschmelze, Meeresspiegelanstieg und Superstürme: paläoklimatologische Daten, Klimamodelle und aktuelle Beobachtungen zeigen, dass 2 °C globale Erwärmung gefährlich werden können“ (klick zur Studie – englisch)