Mehr BAYER-Antibiotika in den Tierställen

Besorgniserregende Zahlen

Die Gabe von Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone in der Tiermast erhöhte sich im Jahr 2015 drastisch. Von 12,3 auf 14,9 Tonnen stiegen die Zahlen für BAYERs BAYTRIL und andere Produkte aus dieser Substanz-Klasse im Vergleich zum Vorjahr, während die Gesamtmenge der verordneten Mittel in dem Zeitraum von 1238 auf 837 Tonnen sank. Das gab das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel-Sicherheit“ (BVL) Ende vergangener Woche bekannt.

Fluorchinolone sind laut BVL „für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung“, denn sie zählen zu den Reserve-Antibiotika, die nur zum Einsatz kommen, wenn andere Mittel bereits versagt haben. Darum gibt die neue Erhebung Anlass zu große Sorge. Die massenhafte Verwendung der Fluorchinolone in der Veterinärmedizin führt nämlich dazu, dass diese Präparate in der Humanmedizin ihre Wirkkraft mehr und mehr verlieren, weil sich die Bakterien zunehmend an die Substanzen gewöhnen. Gelangen die Krankheitserreger dann über den Nahrungskreislauf oder andere Wege von den Ställen in den menschlichen Organismus, können sie Gesundheitsstörungen auslösen, gegen die kein Kraut mehr gewachsen ist.

„Der BAYER-Konzern hat einen großen Anteil an dieser bedrohlichen Lage, weil er auf beiden Märkten aktiv ist. Er verdient mit seinem Antibiotikum BAYTRIL nicht nur Unsummen an der Massentierhaltung, er bietet mit CIPROBAY, AVELOX & Co. zudem auch noch selber Fluorchinolone für den humanmedizinischen Bereich an“,

kritisiert Toni Michelmann von der Geschäftsstelle der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG).

Der Pharma-Riese versucht dabei gar nicht erst, den Zusammenhang zwischen industrieller Fleisch-Produktion und flächendeckender Verabreichung von Tier-Arzneien zu verschleiern. „Unter den gegenwärtigen landwirtschaftlichen Bedingungen ist die Anzahl der Tiere pro Stall sehr hoch. Deshalb ist die Behandlung der gesamten Herde und nicht die individuelle Medikation das Mittel der Wahl, um den Infektionsdruck zu mildern und die Ansteckungsgefahr zu senken“, lautet die Behandlungsanweisung seiner veterinärmedizinischen Abteilung.

Nur folgerichtig, dass da CIPROBAY die PatientInnen immer weniger schützen kann. Die Zahl der gegen dieses Medikament und andere Fluorchinolone resistenten „Staphylococcus aureus“-Erreger wuchs nach Angaben des „German Network for Antimicrobial Resistance Surveillance“ von 1990 sechs Prozent auf über 26 Prozent im Jahr 2006. Anderen Studien zufolgen trotzen mittlerweile bis zu 70 Prozent der „Staphylococcus epidermides“-Keime, bis zu 90 Prozent der „Enterococcus faecium“-Erreger, 76,3 Prozent der „Staphylococcus haemolyticus“-Erreger und knapp 40 Prozent der „Enterococcus faecalis“-Erreger den Mitteln. Nach Angaben des Max-Planck-Institutes erliegen in der Bundesrepublik alljährlich ca. 15.000 Menschen Infektionen, da alle Arzneien versagen.

Für Michelmann lässt dieser Befund nur eine Schlussfolgerung zu:

„Wir brauchen eine Tierzucht ohne Antibiotika. Letztlich ist dies nur möglich, wenn der auf Maximal-Profite ausgerichtete agrar-industrielle Komplex, der den exzessiven Einsatz von Bakteriziden erst notwendig macht, durch eine bäuerliche und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ersetzt wird, die Mensch und Natur wieder in Einklang bringt“.

Im Gegensatz zum Bundesamt für Verbraucherschutz sieht die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN die Landwirtschaft keineswegs auf dem Weg der Besserung. Das BVL betont zwar die Gefahren durch die Zunahme der Fluorchinolone-Gaben, hebt aber ansonsten mit Verweis auf die insgesamt zurückgehenden Antibiotika-Mengen in den Zucht-Betrieben die positive Entwicklung hervor. Die CBG bemisst den reinen Zahlen jedoch keine große Aussagekraft zu, weil die Wirkstärke der Pharmazeutika zugenommen hat: Während eine Tonne des Alt-Antibiotikums Tetracyclin gerade einmal für 39.000 Mastschweine langt, vermögen die LandwirtInnen mit einer Tonne von BAYERs BAYTRIL 2,2 Millionen Tiere zu versorgen. Die Coordination fordert das BVL daher auf, realistischere Kriterien zur Beurteilung der Antibiotika-Verwendung in der Massentierhaltung zu entwickeln.

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