Nur Brosamen für Schäfereien in Not sind nicht genug

Laut Statistischem Bundesamt gab es 2017 1,6 Millionen Schafe.
Mit den im Bundesprogramm Wolf angesetzten 1.050.000 Euro und einer Tierprämie a 40 Euro ließen sich 26.250 Schafe vor Wolfsübergriffen schützen. Das entspricht 1,6 Prozent der Schafe insgesamt.
Rund 20.000 schafhaltende Betriebe gibt es laut Statistischem Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2017, davon weniger als 1.000 haupterwerbliche Schäfereien, da sich die Schafhaltung durch die widrigen Umstände nicht rentiert.
Die jetzt veranschlagten 1.050.000 Euro der Koalition sind weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Daher kommentiert Dr. Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag die am 9.11.2018 stattgefundene Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses zum Bundeshaushalt 2019:

„Nach jahrelangem öffentlichen Druck, auch von der LINKEN, will die schwarz-rote Koalition nun ein Bundesprogramm Wolf auflegen. Allerdings ausschließlich für die Wanderschäfereien und nur für Schutzmaßnahmen gegen Wolfsübergriffe. Im Klartext: So würden nur wenige Schäfereien überhaupt von der in Aussicht gestellten Tierprämie von 40 Euro profitieren und auch nur, wenn das Geld für den Herdenschutz genutzt wird. Das ist angesichts der prekären Situation in vielen Schäfereien ein zynisches und vergiftetes Angebot. Erst recht angesichts der gut gefüllten Haushaltskasse des Bundes. Würden Union und SPD es mit der Hilfe gegen die Armut in vielen Schäfereien wirklich ernst meinen und deren engagierte Arbeit für das Gemeinwohl bezahlen und damit sichern wollen, hätten sie statt eine Million 50 Millionen Euro für ein Bundesprogramm Weidetierhaltung beschließen müssen, wie das DIE LINKE beantragt hat, und zusätzlich mindestens zwei Millionen Euro für ein Herdenschutzkompetenzzentrum.

Es ist Augenwischerei zu glauben, dass dieses Bundesprogramm Schäfereien retten kann, die schon lange in Existenznot sind. Der notwendige Herdenschutz ist nur ein Kostenfaktor von vielen, den die Schäferinnen und Schäfer nicht oder nicht angemessen bezahlt bekommen. Den Ausgaben für die Sicherstellung der Wasserversorgung der Tiere, für laufende Tierarzt- und Futterkosten, bei extremen Witterungen und im Winter und gegebenenfalls Unter­brin­gungs­­kosten stehen sinkende Einnahmen für Wolle und Lammfleisch gegenüber. Hinzu kommt die fehlende Flächenverfügbarkeit, die gerade Wanderschäferinnen und -schäfer, aber längst nicht nur sie, extrem beschränkt. Die fehlenden Einkommensperspektiven hindern so leider immer häufiger Interessierte, diesen wundervollen Beruf zu ergreifen.

Union und SPD verspielen damit vorsätzlich die Zukunft der Schäferei, obwohl sie für den Natur-, Arten, Klima- und Hochwasserschutz und die Kulturlandschaftspflege unverzichtbar sind. Damit bleiben sie die Verliererinnen und Verlierer einer falschen Landwirtschaftspolitik.

Doch noch hat die Koalition Zeit diesen schwerwiegenden Fehler zu korrigieren und bis zur abschließenden Lesung des Bundeshaushalts ein seriöses Angebot zu machen, das wirklich hilft.“