Gretas Ikonisierung statt Klimaschutz

Gestern streikten/demonstrierten wieder die Schüler für mehr Klimaschutz1.

„Klima-Star Greta hält Hof in Berlin“ titelt die Volksstimme. Sie erhält die „Goldene Kamera“, „wird gefeiert wie die Beatles“, „Weltstar der Klimabewegung“, „Hochkaliber wie New York Times und Guardian schreiben ausführlich über sie“, zur „Frau des Jahres“ gekürt, für den Friedensnobelpreis nominiert, „Greta, Greta“-Rufe…

Ablenkung vom Klimaschutz

Foto von Greta Thunberg im Europaparlament (CC-BY-4.0: © European Union 2019 – Quelle: EP)
Greta Thunberg im Europaparlament (CC-BY-4.0: © European Union 2019 – Quelle: EP)

Sämtliche Register werden gezogen für die Ikonisierung. Das ist die Methode, mit der dieses System ablenkt von unliebsamen Inhalten, deren Äußerung nicht zu unterdrücken ist, sie ins Leere laufen lässt.
Die Politik spielt mit. Anfangs hatte Kanzlerin Merkel in Hilflosigkeit uralte Ressentiments mobilisiert. Sie hat vermutet, dass die streikenden Schüler gar von Putin gesteuert sein könnten. Dann merkte sie, dass sie in die falsche Schublade gegriffen hatte. Jetzt lobt sie das Engagement der Jugendlichen. –
Änderung ihrer Klimapolitik? –
Wer denkt denn an so etwas?!Man kann nur hoffen, dass die Schüler*innen – und gerade auch Greta – klar und bewusst genug sind, um das Spiel zu durchschauen, das mit ihnen getrieben wird. Ihr Ego sollte sich nicht von dem Rummel betören lassen. Sie und alle mitstreikenden Schüler*inen sollten weiterhin knallhart die substanzielle Umsetzung von mehr Klimaschutz verlangen.
Dann könnten all jene, die sie jetzt so hoch loben, am Ende nicht als Lügner dastehen.

Christfried
(leicht bearbeitet)

„Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel.
Wir wollen eine gemeinsame Zukunft haben.
Ist das wirklich zu viel verlangt? …
Glaubt mir, das ist erst der Anfang“,

sagt Thunberg.
Doch: Wie geht es weiter? Was kommt nach diesem Anfang?

Warum werden die Schulstreiks kriminalisiert und paralysiert?

Es geht nicht nur um die Erderhitzung, sondern um die Ursachen.
Eine mögliche Antwort zeigt Saral Sakar in seinem Blog auf.
Über diesen Beitrag schreibt er:

Seit einiger Zeit findet in vielen Ländern der Welt eine spezielle Art Streiks statt: Schulstreiks. Jeden Freitag gehen schulpflichtige Teenager nicht zur Schule und demonstrieren für den Schutz der Biosphäre und der Menschheit vor den schrecklichen Auswirkungen des Klimawandels. Sie fordern regierende Politiker und erwachsene Menschen im Allgemeinen auf, schließlich etwas Entscheidendes zu tun. Sie klagen sie an, die Zukunft ihrer Kinder und Enkel, d. h. der schulpflichtigen Teenager zu zerstören.
Sie haben Recht. Aber warum tun die regierenden Politiker nichts Entscheidendes? Sind sie alle schlechte Menschen oder dumme Kerle, die den Ernst der Krise nicht verstehen?
Das und einige andere damit zusammenhängende Fragen sind der Gegenstand meines Artikels
Thunbergs Problem. Ein Problem ohne Lösung? (klick – englisch).

 


  1. https://www.oekologische-plattform.de/2019/03/schuelerinnen-proteste/ 

2 Gedanken zu „Gretas Ikonisierung statt Klimaschutz“

  1. Ihr habt völlig recht! Erzeugt in mir Ohnmacht. Ein Aufstand der Eltern wäre angesagt. Setzt man Kinder in die Welt, damit deren Kinder in einer Klimahölle verrotten? Spricht man ihnen deshalb Mündigkeit ab? Lieber Fachidioten als interdisziplinäre wissenschaftliche Solidarität? Ist man unfähig Ursachen zu abstrahieren? Unfähig zur Systemkritik? Eine Lohnerhöhung bei Rheinmetall, RWE oder BAYER wichtiger als politischer Streik?
    Viel haben wir diskutiert. Jahrzehnte lang. Seit Bonner Parteitag erledigt!
    Lieber das ökologische Original der ÖDP – lieber „Mensch vor Profit“, als in Stömungsverlorenheit meiner einst geliebten Partei mit ihr zu sterben.
    Wie schade!

    Hochachtungsvoll,
    H.-J. Börner

  2. Sehe ich anders,

    Angela M. sollte die Schamröte ins Gesicht steigen.
    Die Politik – wie man so hinsagt – versagt, ist unfähig und unwillig. Sollen die es doch machen, die Kinder.
    Das hatten wir doch schon – damals waren das nur Kinderkreuzzüge – so vor rund 500 Jahren.

    Herzlich Hans-Otto

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