Berichte, Analysen, Blick nach vorn

Unsere Landwirtschaftsprojekte gehen ihrem erfolgreichen Abschluss entgegen. Ein herzliches Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender.

Zum Jahresende 2019 erwarten wir aus Kuba die Abschlussberichte über unsere Landwirtschaftsprojekte in den Provinzen Guantánamo, Sancti Spíritus und Pinar del Río. Diese Berichte werden bestätigt durch das kubanische Ministerium für Landwirtschaft und das Ministerium für Außenhandel und ausländische Investitionen. Seit 1993 hat Cuba Sí dann insgesamt 15 Projekte in der ­kubanischen Landwirtschaft umgesetzt.

In den vergangenen fünf Jahren arbeiteten unsere kubanischen Partner in den unterstützten Betrieben und unsere Partnerorganisation ACPA gemeinsam mit Cuba Sí daran, die produktive Basis in Landwirtschaft und Viehzucht zu verbessern. Durch Reparatur und Neuanschaffung be­nötigter Geräte, Ausrüstungen und Fahrzeuge, durch die Einführung neuer Technologien, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Diversifizierung der Produktion, das Schließen lokaler Kreisläufe und durch gezielte Weiter­bildungen ist eine tragfähige Grundlage gelegt worden, auf der die Betriebe eigenständig und rentabel weiterarbeiten können. Die Arbeits- und Lebens­bedingungen der Begünstigten und ihrer Familien sind nicht nur durch Sachspenden und betriebliche Anschaffungen kontinuierlich verbessert worden, mit der erhöhten Produktivität ­stiegen auch die Einnahmen der Betriebe, was sich positiv in der Lohntüte der Beschäftigten bemerkbar macht.

Für die Menschen in unseren Projektregionen ist es immer wieder emotional berührend, wenn sie von den vielen Spenderinnen und Spendern hören, die sich tausende Kilometer entfernt so sehr für ihr Land engagieren. Sie übermitteln allen Unterstützern von Cuba Sí ihren herzlichsten Dank.

In der Provinz Sancti Spíritus unterstützte Cuba Sí den Zuchtbetrieb Managuaco dabei, den Reproduktionszyklus von Milchkühen und Rindern zu schließen. Die Anbaufläche für Grünfutter wurde erhöht, und die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Provinzstelle des Ministe­riums für Forschung, Technologie und Umwelt, dem Institut für Futter- und Weidewirtschaft sowie der Agrarfakultät der Universität Sancti Spíritus ermöglichte die Verbesserung der Futterqualität und eine stärker präventive Betreuung des Herdenbestandes. Die effektivere Kälberaufzucht und die neue Stierzuchtanlage tragen zur Verjüngung des Herden­bestandes bei. Die Fleischerei im Projekt versorgt die Bevölkerung mit Fleisch und Wurst zu günstigen Preisen. Zudem ist sie eine wich­tige Einnahmequelle durch den Verkauf von Fleischerzeugnissen an den Tourismussektor. Dies sichert künftige Investitionen für den Betrieb ab.

In der Provinz Guantánamo sind die Auswirkungen des Klimawandels, u. a. mit langen Trockenzeiten und einem ungewöhnlichen Regenzyklus, bereits spürbar. Kuba reagiert darauf mit einer veränderten Strategie: Die Rinderzucht wird ­aufgrund ­ihrer Ressourcenintensität erheblich reduziert und stattdessen die Zucht von Schafen, Ziegen, Schweinen und Kaninchen ausgebaut. Dies betrifft auch unseren Projektteil in Imías. ­Darüber hinaus lag auch hier das Augenmerk auf ­einer diversifizierten Produktion von Lebensmitteln, einer Erweiterung der Futter- und Weideflächen und der Reparatur von Stallanlagen. Aufgrund der schwach entwickelten Infrastruktur in beiden Projektteilen bildete die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen einen wichtigen Schwerpunkt, dem Cuba Sí u. a. mit dem Bau und der Instandsetzung von Wohnhäusern für 30 Familien Rechnung trug. Jüngstes Beispiel für erleichtertes Leben und Arbeiten auf dem Land sind die 116 Fahrräder, die Cuba Sí Ende Mai 2019 in einem Container in die Projektregion schickte.

Im Projekt Pinar del Río lag der Schwerpunkt in der Steigerung der Milchproduktion. Dies gelang jedoch in bescheidenerem Umfang als geplant: Überschwemmungen infolge starker Regenfälle verursachten sowohl in der ­Futterversorgung für die Nutztiere als auch in den Obst- und Gemüsepflanzungen Ausfälle und beeinträchtigten zudem die Reproduktionsrate der Rinder. Dank umfangreicherer künstlicher Besamung kann dieser Rückschlag kompensiert werden. Länger dauert es, bis die in Mit­leidenschaft gezogenen Anbauflächen wieder höhere Erträge bringen.

Flankiert wurden die Cuba Sí-Projekte stets von nationalen Entwicklungsvorhaben (z. B. zur integralen Entwicklung der Viehzucht oder für den Ausbau der urbanen Landwirtschaft) sowie Aktionsplänen (z. B. dem Programm „Tarea Vida“, einem Maßnahmenkatalog für verbesserten Umwelt- und Ressourcenschutz und für die Anpassung an den Klimawandel). Diese Verzahnung mit landesweiten Strategien verstärkt einerseits die nachhaltige Wirkung unserer Projekte und unterstreicht andererseits ihre Bedeutung für die prioritären Ziele des Landes.

In der tropischen Landwirtschaft muss immer mit Rückschlägen aufgrund von Wetterphänomenen und ­Naturkatastrophen gerechnet werden. Innerhalb der Projektlaufzeit zerstörten u. a. die Hurrikans „Matthew“ (2016) und „Irma“ (2017) binnen Stunden die Arbeit von Monaten. Gerade deshalb ist auch weiterhin die Unterstützung und Solidarität der vielen Kubafreundinnen und -freunde nötig, um das Erreichte zu verteidigen, wiederaufzubauen und erfolgreich fortzusetzen.

Unsere gegenwärtigen Projekte neigen sich dem Ende zu. Dies markiert aber gleichzeitig auch einen Neubeginn: Viele Ideen stehen im Raum, um auch künftig Kuba beim Erreichen der Ernährungssicherheit zu unterstützen.

Deshalb wird im Herbst 2019 eine Cuba Sí-Delegation nach Kuba reisen. Mit all unseren Partnern im politischen und im landwirtschaftlichen Bereich wollen wir erörtern, welche Prioritäten wir in unserer künftigen Zusammenarbeit setzen, in welchem Umfang neue Projekte finanziell und zeitlich möglich sind, wie Multiplikator­effekte genutzt und wie auf erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten aufgebaut werden kann. Die Delegation wird sich zudem darüber informieren, ob einige der Inkubator-Pro­jekte der Universität Havanna und der Humboldt-Universität in unserer künftigen Projektarbeit Anwendung finden können.

Eine tragende Säule neben der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit werden auch weiterhin die Diversifizierung der Produktion, die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, die Weiterbildung der Beschäftigten und der Einsatz erneuerbarer Energien bleiben. ­Damit entsprechen unsere Projekte den staatlichen Leitlinien zur Aktualisierung des Wirtschafts- und Sozialmodells und dem nationalen Plan der wirtschaftlich-sozialen Entwicklung bis 2030.

Gerade angesichts der aktuellen Verschärfung der US-Blockade benötigt Kuba auch in Zukunft ­unsere politische und materielle Solidarität. Insofern ist es uns Verpflichtung, Kuba auch in Zukunft auf seinem eigenständigen und selbstbestimmten Weg nach Kräften zu unterstützen. Dafür benötigen wir Ihre Hilfe! Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen in ­unsere bisher geleistete Arbeit und freuen uns, wenn Sie auch künftig bei unseren gemeinsamen Vorhaben an unserer Seite sind.

Miriam Näther