Landwirtschaft gemeinsam neu denken

„Die Agrarpolitik in der EU und im Bund hat die Landwirtschaft in eine gefährliche Sackgasse gefahren. Die strategische Ausrichtung der Landwirtschaft auf möglichst billige Rohstofflieferung für den globalisierten Weltagrarmarkt hat verheerende Folgen für Mensch und Natur. Die Zeche für diese falsche Agrarstrategie zahlen allzu oft die erzeugenden Agrarbetriebe selbst. Sie erarbeiten die Profite der international agierenden Konzerne im vor- und nachgelagerten Bereich, die ihren Reichtum auf unser aller Kosten vermehren. Gegen dieses absurde System ist Protest mehr als berechtigt und überfällig“,

kommentiert Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, die für heute1 angekündigten Proteste zum Agrarpaket der Bundesregierung in Berlin und anderen Städten. Tackmann weiter:

„DIE LINKE fordert seit Jahren eine konsequente Neuausrichtung der Agrarpolitik in der EU und im Bund. Gebraucht wird eine am Gemeinwohl orientierte Landwirtschaft, die die Ernährungssouveränität sichert, Natur und Klima vor der Haustür und weltweit schützt; eine Landwirtschaft, die von ihrer Arbeit leben kann und deren Produkte bezahlbar sind. Ein einfaches ‚Weiter-so‘ hilft weder der Gesellschaft noch der Landwirtschaft selbst. Jahrelang wurden Probleme ausgesessen, was diese immer weiter zugespitzt hat. Vor allem Verarbeitungs- und Handelskonzerne sowie landwirtschaftsfremde Investoren haben von diesen Fehlern im System massiv profitiert, oft genug mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bauernverbands und anderer Verbände. Ihr Verständnis für die aktuellen Bauernproteste ist scheinheilig.

Ein neues Agrarleitbild ist dringend notwendig für verlässliche Rahmenbedingungen für die Betriebe. Ziele und Aufgaben der Landwirtschaft müssen definiert sowie die erforderlichen Rahmenbedingungen zur Stärkung der ortsansässigen, nachhaltig wirtschaftenden Agrarbetriebe geschaffen werden. Das sind wir auch den Beschäftigten in der Landwirtschaft schuldig. Die Kosten für die Lösung der Probleme dürfen nicht allein bei den Agrarbetrieben abgeladen, sondern müssen fair in der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden. Der Verdrängungswettbewerb durch Ausbeutung von Mensch und Natur muss ersetzt werden durch ein kooperatives Wirtschaftssystem im Interesse der gesamten Gesellschaft. Als LINKE reichen wir dazu der Landwirtschaft die Hand.

Die LINKE unterstützt die Ziele des Agrarpakets, hält die Umsetzung aber für mangelhaft. Die Betriebe werden im Regen stehen gelassen. Höhere, notwendige Standards, um mehr für Biodiversität, Gewässer-, Natur- und Tierschutz zu erreichen, müssen für die Betriebe leistbar sein. Landwirtschaft muss neu gedacht werden. Dafür werden auch die Agrarbetriebe als Verbündete gebraucht. Die Erarbeitung eines neuen Agrarleitbildes muss in einem offenen Dialog zwischen Agrarpolitik, Landwirtschaft und Gesellschaft auf Augenhöhe erfolgen. Nur so kann neues Vertrauen geschaffen und die Ziele schnellstmöglich erreicht werden.“


  1. 22.10.2019 

1 Gedanke zu „Landwirtschaft gemeinsam neu denken“

  1. Der Kommentar von Kirsten Tackmann geht am Thema der Bauerndemonstrationen total vorbei. Die Forderung der Bauern ist ein „weiter so“ wie bisher. Sie wollen ungebremst weiter Pestizide anwenden dürfen und Dünger ausbringen können. Als Symbol für diese Forderung haben zahlreiche Bauern grüne Kreuze auf ihre Felder gestellt. Die Idee zu den grünen Kreuzen stammt aber vom einem Lobbyisten der Argarchemie.

    Die Naturschutzverbände NABU und BUND suchen schon lange das Gespräch mit den Bauernverbänden. Selbst bei den Grünen sind die Anliegen der Bauern schon lange im Gespräch. Wie der Stand bei unserer Partei ist, ist mir nicht bekannt.
    In großen von den Naturschutzverbänden organisierten Demos „Wir haben es satt“ haben Zehntausende Menschen immer wieder einen schonenderen Umgang mit der Natur von der Landwirtschaft gefordert. Der deutsche Bauernverband ist nicht darauf ein gegangen, sondern hat sich weiterhin als Lobbyist der Agarindustrie betätigt. CDU und SPD haben bisher die Industrielle Landwirtschaft bevorzugt, was zu einem enormen Höfe- und einem Artensterben geführt hat.
    Die Zeiten des Dialogs sind vorbei. Jetzt ist die Zeit des Handelns gekommen, denn wir haben nicht mehr viel Zeit die Bauern zu ihrem eigenen Wohl zu bekehren. Die Schäden an Umwelt und menschlicher Gesundheit sind schon zu enorm. Außerdem darf Deutschland inzwischen Strafgelder an die EU zahlen, solange einige Bauern hemmungslos das Grundwasser mit Nitraten fluten.
    Zugleich sollte die Landwirtschaft ihren Beitrag zur Reduzierung des Eintrags klimaschädlicher Gase leisten. Das geht nicht mit „weiter so“. Statt die Humusschicht mit Pestiziden weiter zu zerstören, müsste sie für einen nachhaltigen Ertrag wieder aufgebaut werden. Der Humus speichert dann auch noch vermehrt CO2.

    Reinhard Muth

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