Das Öl dieses Jahrtausends

„Die Sonnenenergie ist das Öl dieses Jahrtausends“

Dank an Carsten Körnig (Geschäftsführer des Bundesverbands der Solarwirtschaft, BSW) für diese Aussage und an Anna Steiner, die sich davon zu dem besten Artikel anregen ließ, den es in der FAZ jemals zu lesen gab!1

Der Satz macht deutlich: Wir befinden uns im Übergang. Noch bewegt sich unser Denken in alten Kategorien. Wir benötigen Öl, um die Bedeutung der Sonnenenergie fassbar zu machen.

Daniel Bannasch (Geschäftsführer von MetropolSolar) arbeitet das richtig aus.2 Er lässt die Sonnenenergie als Öl vom Dach tropfen und rechnet vor, dass ein Quadratmeter Photovoltaik in einem Jahr genug „Sprit“ produziert, um damit 1000 km im Elektroauto zurückzulegen.

Derartige Verbildlichungen braucht es in der derzeitigen Phase der „Transition“! – Unumkehrbar ist diese sowieso. Selbst wenn es keinen Klimawandel geben würde, müssten wir aus den fossilen Brennstoffen aussteigen – einfach weil sie in nicht ferner Zukunft aufgebraucht wären.

Wenn Öl, Gas und Kohle einst nur noch im Geschichtsbuch vorkommen, wird sich Vieles geändert haben. Der ganze aufwändige und umweltschädliche Prozess der Brennstoffgewinnung und -aufbereitung fällt weg. Die Energie wird allen Erdenbewohnern kostenlos und frei Hausdach geliefert. Sie befindet sich nicht mehr im Privatbesitz, sondern ist Allgemeingut wie die Atemluft. Die Auffang- und Umwandlungstechnik ist einfach, billig, im „Do-it-Yourself-Verfahren“ installier- und zu 100% recyclebar.

Die Speicherung beginnt inzwischen auch ihre Lernkurve. Hätte man auf jene Organisationen3 gehört, die seit vielen Jahren den Speicherbau anmahnen, wären wir heute um Größenordnungen weiter. Man kann nur hoffen, dass der Klimawandel uns noch die Zeit lässt, um das Nötige aufzubauen.

Akzeptanz für KraftwerkstypenDie Bundesregierung steht allerdings weiterhin auf der Bremse, nimmt katastrophale Folgen schulterzuckend in Kauf. So macht sie keine Anstalten, die EU-Richtlinie „zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen“ (verabschiedet Dezember 2018) in deutsches Recht umzusetzen. Offensichtlich will sie den hierfür vorgegebenen Zeitraum (Anfang 2021) bis zur letzten Sekunde ausreizen. Diese Richtlinie würde nämlich eine ganze Reihe von Bremsen lösen. Im Rahmen zahlreicher Verstärkungen erneuerbarer Autonomie ermöglicht und fordert sie auf, die EEG-Umlage auf Eigenverbrauch und Mieterstrom ersatzlos zu streichen. Außerdem geht es (unter anderem) um die Entfesselung der „Kraft der Nachbarschaft“: Nachbarn sollen sich energetisch verbinden und ergänzen können, was bisher mit Verboten belegt ist.

Primärenergieverbrauch_1-3. Quartal 2019Es ist erfreulich, dass die Photovoltaik derzeit wächst. Möge sie sich weiter steigern und dabei die ihr angelegten willkürlichen und bösartigen Fesseln sprengen! Bis 2030 muss die Energiewende geschafft sein. Dafür muss das Wachstum von Photovoltaik und Windkraft exponentiell werden. Durch die Umstellung der Autoindustrie auf Elektroantrieb, sowie durch Kohle- und Atomausstieg werden Arbeitskräfte frei, die im Aufbau der 100%igen Versorgung durch erneuerbare Energien benötigt werden. – Eine auf der Hand liegende Win-win-Dynamik! – Dass jener Artikel in der FAZ steht, könnte auf einen Paradigmenwechsel von stop auf go hindeuten.

Christfried Lenz


  1. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/das-comeback-der-solarenergie-guenstig-und-verlaesslich-16453786.html 

  2. https://www.youtube.com/watch?v=Jrfckb6Da58 

  3. z.B. den Solarenergie-Förderverein Deutschland, SFV – siehe auch: https://www.oekologische-plattform.de/2019/11/erneuerbare-energie-und-buergerinnen-energie-voranbringen/