Hirnschmalz statt „Muskel“-Parade

Warum die Tesla-Gigafactory in Grünheide nicht gebraucht wird

Der Jubel kennt keine Grenzen. Der fest in Aussicht gestellte Bau der Gigafactory wird vom bürgerlichem Politikbetrieb, Wirtschaft, Medien und daran interessierter Wissenschaft gefeiert, als ob das motorisierte Abendland kurz vor dem Untergang steht und beschleunigt der Auferstehung aus drohenden Ruinen bedürfe. Egal, dass dafür 300 ha Brandenburger Landeswald abgeholzt werden müssen und bislang unklar ist, ob die Finanzierung des Projekts seriös angelegt ist und ob das Werk überhaupt kommt, denn Musk hat schon viel versprochen und nicht gehalten.

Was gegen die Tesla-Gigafactory spricht

Um es kurz zu machen, das Projekt wird nicht gebraucht und verschwendet bloß Steuergelder. Sollte es noch scheitern, dann wäre das zu begrüßen. Warum? Die Gigafactory verschärft die monopolistische Konkurrenz in einer vor fundamentalen Änderungen stehenden Automobilbranche mit ihren Beschäftigten, setzt wie alle Autokonzerne auf hochpreisige SUV-Panzer mit Elektroantrieb und betreibt Ressourcenraubbau. Es saugt aus der Metropolregion Berlin bis nach Polen hinein billig anderswo teuer ausgebildete Fachkräfte aus anderen Unternehmen ab. Die braucht Musk dringend, um komplexe Fertigungsstraßen steuern und bedienen zu können. Da fehlt es seiner Firma bislang an Know-how. Das soll möglichst billig eingekauft werden, denn die Devise von Musk lautet, Können und voller Einsatz mit wenig Geld in der Tasche. Außerdem drohen Gefahren für die gewerkschaftliche Interessenvertretung. In seinem Werk in d-statt-muskel-paradeen USA ist sie auf der Strecke geblieben.

Weiter forciert die von ihm anvisierte Forschung für Elektromobilität falsche und profitgetriebene Gleise. Musk und die gesamte Autobranche setzt wie bisher auf hochpreisige Modelle für die Oberschicht als Zugpferde, damit deren Glanz den Traum einer Elektromobilität für alle befeuert. Der große Traum, alles soll so bleiben, wie es ist. Weiter mit hiesigen fast fünfzig Millionen PKW, nur von fossil auf elektrisch getrimmt und das Ganze noch garniert mit autonomem Fahren.

Wohin die Reise gehen muss

Dieser Traum ist ein Alptraum für einen sozial-ökologischen Neubau Deutschlands! Was brauchen wir stattdessen? Wir brauchen schon lange eine Mobilitätswende, die den Namen verdient. In die hat der gesamte Hirnschmalz zu fließen. Im Mittelpunkt muss der ÖPNV mit Bahn und Bus stehen und statt derzeit fast fünfzig Millionen PKW brauchen wir weniger als die Hälfte und zwar in Form von kleinen und wendigen E-Autos. Vor allen Dingen anhand von CarSharingflotten und Mietwagen, ergänzt durch private PKW. Vor allem im ländlichen Raum wird man trotz allen Anstrengungen zum Ausbau des ÖPNV noch lange nicht auf private Autos verzichten können. Für eine solche Mobilitätswende sind endlich die Voraussetzungen durch Politik und Wissenschaft zu schaffen. Und mit ihnen können dann zukünftig gute und sichere Arbeitsplätze in Herstellung, Betrieb und Dienstleistungen entstehen.

Dr. Detlef Bimboes,
Mitglied der Ökologischen Plattform bei der Partei DIE LINKE.