Unser Haus brennt

Die mahnenden Worte Gretas Thunbergs1 sind in Australien bittere Realität und ein Ende ist nicht in Sicht.

Brände 2014/2015
Waldbrände 2014/2015

nichts Neues

Wald­brände sind auf der Erde nicht neu. In der Vorstellung des Globalen Feuer­atlas2 heißt es

„In fast allen Bio­massen der Erde kommt es zu Bränden. In tropi­schen Regen­wäldern in Süd­amerika und Äquatorial­asien nutzen die Menschen Trocken­perioden, um Bäume zu verbrennen und Land für Farmen und Weiden zu roden. In Nadel­wäldern in Russland, Kanada, Skandi­navien und Alaska ist Feuer ein routine­mäßiges Zeichen dafür, dass die Sommer­­hitze und der Blitz angekommen sind. In der Arktis breiten sich sogar zunehmend Brände aus, in denen außer Gräsern, Seggen und einigen Sträuchern nur wenig zu verbrennen ist.“3

Doch obwohl in Austra­lien auch regelmäßig Busch­brände auftreten, die zum Teil von den Aborigines traditionell kontrolliert gelegt werden,4 rangierten die australischen Brände bisher nicht an vorderer Stelle des Feueratlas.

Brände mit Ansage

Doch die diesjährige Brandsaison ist anders – aber mit Ansage. Besonders im Südosten sind die Niederschläge in den letzten Jahren gesunken. Die große Trockenheit begünstigt größere Brände. Dazu kommen zunehmend stürmische Winde. Der Rauch hat inzwischen den Pazifik überquert und färbt in Südamerika die Sonne rot5.
Die gewaltigen Brände sind daher durchaus nicht unerwartet. Das stellt auch der australische Wetterdienst fest:

Australiens Wetter und Klima ändern sich als Reaktion auf ein sich erwärmendes globales Klima. Australien hat sich seit 1910 um etwas mehr als 1 ° C erwärmt, mit der höchsten Erwärmung seit 1950. Diese Erwärmung hat zu einer Zunahme der Häufigkeit extremer Hitzeereignisse und zu einer Zunahme der Trockenheit in Zeiten unterdurchschnittlicher Niederschläge geführt. Acht der zehn wärmsten Jahre in Australien sind seit 2005 vergangen. […]

Die extremsten 10 Prozent der Feuerwettertage haben in den letzten Jahrzehnten in vielen Regionen Australiens zugenommen, insbesondere in Süd- und Ostaustralien. Die Dauer der Feuerwettersaison hat sich entsprechend verlängert. Der Klimawandel, einschließlich steigender Temperaturen, trägt zu diesen Veränderungen bei.6

2007 wurde eine unabhängige Studie über die Auswirkungen des Klimawandels auf die australische Wirtschaft von der australischen Commonwealth-, State- und Territory-Regierung beauftragt. 2011 wurde eine aktualisierte Fassung veröffentlicht. Sie ist im Internetarchiv verfügbar unter: https://webarchive.nla.gov.au/wayback/20190509030847/http://www.garnautreview.org.au/update-2011/garnaut-review-2011.html

Die Zusammenfassung (engl.) kann hier heruntergeladen werden: Garnaut Climate Change Review – Update 2011 – Australia in the Global Response to Climate Change – Summary (klick)

Im australischen Medienportal Junkee wird Prof. Garnout zitiert:

„Es ist traurig, dass ich unwirksam war. Nachdem ich die Gelegenheit hatte, mit Australiern über dieses Thema zu sprechen, konnte ich die Australier nicht davon überzeugen, dass es in unserem nationalen Interesse liegt, eine positive Rolle bei den globalen Bemühungen zur Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels zu spielen. […]
Obwohl die Dinge schlecht sind, werden sie sich weiter verschlechtern, wenn die Konzentrationen der Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre weiter zunehmen. […]
Es ist im Interesse der gesamten Menschheit, dass wir uns umgehend Null Nettoemissionen nähern.“7

Am 10.1.20 haben sich zwei Feuerfronten vereint. Damit ist auch die australische Hauptstadt Canberra bedroht.8

Konsequenzen – bisher keine

Doch die australische Regierung ist offenbar lernresistent. Inzwischen mehren die kritischen Stimmen nicht nur wegen des unzureichenden Krisenmanagements. Kritisiert wir der australische Premierminister Scott Morrison auch wegen seiner Pro-Kohle-Haltung. Die  Kohleminen, unter anderen die Carmichael-Mine in Queensland, sollen erweitert werden. Damit gerät auch der deutsche Siemens-Konzern in den Foukus, derfür die Bahnanlagen Signaltechnik liefern soll. Daher hat Fridays for Future zum Protest und der Mail-Aktion aufgerufen: „Beendet diese Zusammenarbeit und #StopAdani!“. Ein Ergebnis der mehr als 60.000 Mail an Siemens-Vorstandschef Kaeser ist sein Treffen mit Luisa Neubauer. Laut taz9 sieht FFF das als Erfolg:

„Es ist ein Unding, wenn ein Konzern, der sich rühmt, progressive Technologien voranzubringen, gleichzeitig auf der anderer Seite des Globus eines der zerstörerischsten Kohleprojekte dieses Jahrhunderts fördert.“

sagt FFF-Sprecher Jakob Blasel.

Nicht jede*r ist käuflich.


Für Siemens kann es aber eher ein Versuch sein, sein angekratztes Image aufzubessern. Dazu passt, dass – wie die Welt berichtete – Kaeser Luisa Neubauer in dem Gespräch

in einem Aufsichtsgremium in der neuen Gesellschaft Siemens Energy einen Sitz angeboten10

habe. Es ist wohl eher ein Zeichen von Schwäche, frei nach dem chinesischen Sprichwort: „Wenn du einen Gegner nicht besiegen kannst, umarme ihn.“ Dass Neubauer auf dem Grünen-Parteitag im Gespräch einige Stunden später den Vorschlag abgelehnt hat, spricht für sie.

Nach diesem Gespräch ist keine Entscheidung von Siemens getroffen worden, ob sich das Unternehmen aus dem Klima-Killer Projekt „Adani-Kohlemine“ zurück ziehen wollen. Die Entscheidung wird für kommenden Montag erwartet.11

„Wir sind uns jetzt sicher, dass Siemens genau weiß, was auf dem Spiel steht. Wir erwarten daher weiterhin von Siemens ein klares Bekenntnis zu den Klimazielen von Paris, dies kann nur eine vollständige Abkehr vom Adani-Projekt bedeuten.”

erklärt Luisa Neubauer, Aktivistin bei Fridays For Future.

“Entscheidet sich Siemens nun trotzdem für eine weitere Beteiligung an der Carmichael-Miene kommt das einem Verrat nicht nur an ihren eigenen Klimazielen sondern auch an unser aller Zukunft gleich, denn Adani würde desaströse Konsequenzen mit sich bringen. Fraglich ist, ob dann noch das 1,5 Grad-Ziel erreichbar ist“,

ergänzt Nick Heubeck, Aktivist von Fridays For Future.

 

 


  1. https://www.tagesschau.de/ausland/klimademonstrationen-new-york-103.html 

  2. https://earthobservatory.nasa.gov/images/145417/a-new-global-fire-atlas/ 

  3. maschinelle Übersetzung 

  4. siehe https://taz.de/Braende-in-Australien/!5650369/ 

  5. https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/australien-braende-rauchwolke-in-suedamerika-100.html 

  6. http://www.bom.gov.au/state-of-the-climate/australias-changing-climate.shtml; maschinelle Übersetzung 

  7. https://junkee.com/garnaut-report-bushfires-2020/236767 

  8. taz , 10.1.2020; https://taz.de/Waldbraende-in-Australien/!5655006/ 

  9. https://taz.de/Protest-gegen-Kohleprojekt-in-Australien/!5651329/ 

  10. https://www.welt.de/wirtschaft/article204901764/Siemens-Aufsichtsgremium-Luisa-Neubauer-lehnt-Kaesers-Angebot-ab.html 

  11. https://fridaysforfuture.de/fridays-for-future-nach-gespraech-mit-keaser-siemens-weiss-genau-was-auf-dem-spiel-steht-trotzdem-keine-entscheidung-zum-ausstieg-aus-klima-killer-projekt-adani-bisher/