Diskussion über Endlager für Atommüll

Unmut über Äußerung des Bundesamtes

Auf Einladung der GRÜNEN LIGA Brandenburg informierte am Dienstagabend in Neuruppin die AntiAtom-Organisation „ausgestrahlt“ über die Suche nach geeigneten Endlager für hochradioaktiven Atommüll. Nach einem Vortrag über die Verfahren der Endlagersuche vom „ausgestrahlt“-Sprecher Jochen Stay gab es unter den über 100 Teilnehmer eine rege aber sachliche Diskussion. Kritik gab es vor allem am Verfahren und der Bürgerbeteiligung. Ziel der Endlagersuche müsse die Verständigung auf „einen am wenigsten schlechten Standort“ sein, erläuterte Stay. Für die Anti-Atom-Organisation ist die derzeitige Bürgerbeteiligung nicht durch eine echte Mitbestimmung gekennzeichnet, denn die Beiräte und angekündigte Bürgerkonsultation hätten allesamt nur beratenden Charakter. Mitbestimmen dürften sie nicht.

Ob das bundesweite Endlager nach Brandenburg kommt, ist noch nicht ausgemacht. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung hat angekündigt, erste Zwischenergebnisse der Endlagersuche im 3. Quartal 2020 vorzulegen. In einem Bericht wird sie Gebiete benennen, die weiter im Verfahren bleiben. Unmut regte sich an dem Abend darüber, dass das zuständige Bundesamt über das Schüren von „unberechtigten Ängsten“ im Vorfeld der Veranstaltung sprach. Laut einer älteren Untersuchung des Bundesamtes für Geologie und Rohstoffe (BGR) über geeignete Salzformationen im Untergrund für ein Endlager würde für Nordbrandenburg Salzstöcke bei Flecken Zechlich und Netzband in Betracht bezogen werden können. Auf diese Untersuchung hat sich auch „ausgestrahlt“ bezogen.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der GRÜNEN LIGA Reinhard Dalchow aus Rheinsberg fand an dem Abend klare Worte:

„Das Bundesamt war noch nicht mit einer Info-Veranstaltung in unserer Region, maßt sich aber an über unsere Ängste zu spekulieren. Die Bürger hier sind schon viel weiter als es das Amt vermutet.“

Die Diskussion in Neuruppin drehte sich vor allem um das wie und nicht über das Verhindern eines Standortes.

„Mit dem Kleinreden von Befürchtungen kann man kein Verständnis für ein Endlager erwarteten“,

so der ehemalige Umweltpfarrer. Trotz der vorherigen Äußerungen fand an dem Abend kein Vertreter des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung den Weg nach Neuruppin.

Für den Vorsitzenden der GRÜNEN LIGA Brandenburg, Heinz Herwig Mascher war die konstruktive und sachliche Debatte eine Bestätigung:

„Wir werden weiter Veranstaltungen abhalten um die Menschen zu informieren. Alleine auf die Vorhaben der Bundesregierung zur Endlager-Kommunikation zu warten, reicht nicht aus“.

Für den 27. Februar ist in Bad Belzig eine nächste Veranstaltung angekündigt.

Mehr Informationen:

Für Rückfragen steht der Vorsitzende der Grünen Liga Brandenburg Heinz-Herwig Mascher unter 0151 262 04768 zur Verfügung.

Studie BGR

https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Endlagerung/Downloads/Standortauswahl/BGR_Unterlagen_Endlagerkommission/kmat_5_salz_data.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Äußerungen des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung in der MAZ (€)

https://www.maz-online.de/Lokales/Ostprignitz-Ruppin/Rheinsberg/Suche-nach-Atommuell-Endlager-Infoabend-in-Neuruppin-in-der-Kritik

Nächste Veranstaltung GRÜNE LIGA Brandenburg und .ausgestrahlt

Zeit

27.2.2020
19°° – 21°° Uhr

Ort

Albert-Baur-Halle,
Weitzgrunder Weg 1A
14806 Bad Belzig

Grüne Liga Brandenburg e. V.

1 Gedanke zu „Diskussion über Endlager für Atommüll“

  1. In der Altmark war Jochen Stay mit diesem Thema im November.

    Sicherheit für 1 Million Jahre – wow!

    Für 1 Million Jahre soll das Atommüll-Endlager also sicher sein. – Kopfschütteln im Saal.
    Wer eine solche Aussage in die Welt setzt, ist der von der Hybris befallen oder dumm, oder was?

    Ich vermute, dass die Erfinder dieses Postulats genauso gut wie jeder andere wissen, dass es absurd ist. Wahrscheinlich verfolgen sie mit der gigantomanischen Rhetorik einfach die Absicht, dem Endlager-Projekt Respekt zu verschaffen, um den Widerstand zu verunsichern. – Eine von Menschen geschaffene Anlage die 1 Million Jahre überdauert – wow, das wäre einmalig in der Weltgeschichte, dem gegenüber verblassen die ägyptischen Pyramiden!

    Das Problem ist real. Der Müll existiert, muss irgendwo hin. Dass wir für den Müll, der in Deutschland produziert wurde, auch selber die Verantwortung übernehmen, ihn also nicht wie den Plastikmüll anderen Ländern zum Geschenk machen, finde ich in Ordnung.

    [Kleine Randbemerkung zum „Geschenk“: Das Privateigentum ist Grundstein dieser Gesellschaft. Doch komisch: es ist von sehr begrenzter Dauer! Wenn ein Gegenstand abgenutzt ist, seinen Gebrauchswert verloren hat, sind wir am Privateigentum plötzlich nicht mehr interessiert. Im Gegenteil: wir bezahlen sogar noch Geld dafür, dass unser Eigentumsrecht aufgehoben und der Gegenstand in der Mülltonne kollektiviert wird. – Ob die auf dem Privateigentum basierende Gesellschaft auch einmal kollektiviert wird und im Mülleimer landet???]

    Hehrer Grundsatz der Endlagersuche: ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien (Geologie) soll der Standort in Deutschland ausfindig gemacht werden, der am wenigsten unsicher ist. (Kaum gerät man auch nur ein bisschen näher zur Praxis, zur realen Welt – schon sind die „1 Million Jahre“ weg, ersetzt durch „am wenigsten unsicher“. Dass die Million nichts weiter als versuchte Eindrucksschinderei ist, wird offensichtlich.)

    Mit wenigen Hinweisen machte Jochen Stay evident, dass auch jener Grundsatz keinen Deut realisierbarer als die 1 Million Jahre ist. Letztlich wird das Lager dorthin kommen, wo der Widerstand am geringsten ist. Dies war ja auch das Motiv für Gorleben gewesen. Bei der Einschätzung des hier zu erwartenden Widerstands hatte man sich freilich verkalkuliert.

    Als Stay mal soeben die Jahrzehnte durchblätterte, die bis zur Realisierung eines Endlagers noch zu erwarten sind, wurde mir ganz anders. Im Nu war er in den 70ern angelangt und zitierte Schätzungen, die den Zeitpunkt erst nach 2100 sehen. – 2100? – Da haben wir doch – wenn die Klima- und Energiepolitik weitergeht wie bisher – 4 Grad und mehr Temperaturerhöhung mit final-katastrophalen Zuständen, Küstenüberflutungen, hunderten Millionen Flüchtlingen, absolutes Chaos… Und in dieser Situation soll eine sorgsame Behandlung des Atommülls stattfinden??? – Also hallo!

    Dies führte ich auch in meinem Redebeitrag vor Augen und machte klar, dass der erfolgreiche Vollzug der Energiewende unabdingbare Voraussetzung dafür ist, dass der Atommüll ordentlich behandelt werden kann. – Womit wir nach all den Gedankenausflügen wieder in der Gegenwart und bei dem, was hier zu tun ist, ankamen. – Immerhin klatschten die Leute kräftig. Mehr als dies war in diesem Moment nun auch nicht möglich.

    Die Begrenzung der Klimaerwärmung durch erfolgreiche Durchführung der Energiewende ist die Grundvoraussetzung auch dafür, dass eine sinnvolle Behandlung des Atommülls überhaupt denkbar ist!!

    Schöne Grüße,
    Christfried

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