Liebe Genoss*innen und Freunde der Ökologischen Plattform,
in anbetracht der Mehrfachkrisen und der sich weiter zuspitzenden globalen Sicherheitslage möchten wir euch zur Teilnahme an der Demonstration am morgigen Samstag in Berlin aufrufen.
Dutzende Menschen aus dem öffentlichen Leben rufen auf zu einer erneuten Friedensdemo in der Berliner Innenstadt, am 25.11. um 13 Uhr am Brandenburger Tor. Geplant ist eine „Ringdemo“ durch die Berliner Innenstadt. Der von der „Ukraine-Initiative – die Waffen nieder“ (Reiner Braun, Claudia Haydt, Willi van Ooyen, Peter Wahl und anderen) gestartete Aufruf soll die Friedensbewegung für die Aktion mobilisieren. Zu den UnterstützerInnen gehören neben einem breiten Spektrum an bekannten Persönlichkeiten auch der Parteivorstand von die LINKE.
Als mobilisierendes Bonbon und um zu unterstreichen, wie eng Frieden und Umweltschutz zusammenhängen und zusammen stehen müssen senden wir euch an dieser Stelle eine Vorabveröffentlichung eines Artikels von Jürgen Tallig, der in diesen Tagen im DER RABE RALF, der Zeitung immer lohnenswerten Zeitung der Grünen Liga Berlin erscheinen wird.
Bis morgen
Marcus
Die Ermächtigung der Vernunft
Klimaschutz und Frieden statt Aufrüstung und Krieg
Ein Artikel von Jürgen Tallig – der RABE RALF 12-23/1-24
Das Pariser Klimaabkommen ist gescheitert. Die Klimakatastrophe eskaliert,- die Treibhausgasemissionen steigen immer weiter, wie auch die Rüstungsausgaben. Fossile Energie und Wirtschaftswachstum werden weiter subventioniert. Von einer Verlangsamung oder gar Begrenzung der Klimakatastrophe sind wir weiter entfernt denn je. Dieses Jahr mit seinen Wetterextremen und einer extremen Beschleunigung der Aufheizung der Erde zeigt, dass eine Wendemarke der Klimakrise erreicht ist. „Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mehr zu erreichen, der Klimawandel erfolgt ungebremst und auch das 2-Grad-Ziel ist nur noch mit allergrößten Anstrengungen möglich“, so äußerten sich Klimaexperten auf dem Extremwetterkongress im September in Hamburg. „Doch Politik und Gesellschaft hätten immer noch kein Bewusstsein für die Dimensionen des Klimawandels“, so Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Dazu kommt nun noch ein schrecklicher Krieg. Doch wer Deutschland „kriegsfähig“ machen (Pistorius) und militärischen Beistand leisten will (Habeck) und einen großen Krieg in Europa für möglich hält, der spielt mit dem Feuer und hat aus der Geschichte offenbar nichts gelernt. Und er ignoriert den Brandherd Nummer 1, die Klimakatastrophe. Die derzeitige Spirale von Aufrüstung, verschärfter weltweiter Konkurrenz und zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise ist brandgefährlich und kann nur durch Vernunft bewältigt werden. Die Zeit des atomaren Wettrüstens zwischen Ost und West, mit Deutschland und Europa als Schauplatz eines künftigen Vernichtungskrieges, ist doch noch gar nicht so lange her. Erst das Neue Denken eines Michail Gorbatschow in Kooperation mit westlichen Politikern, sowie große Friedensdemonstrationen in Ost und West führten zu einer Politik der Abrüstung und Entspannung. Es gilt auch heute angesichts von Klimakatastrophe und Weltkriegsgefahr eine Politik der Verständigung und Kooperation durchzusetzen.
Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit
Es droht eine eskalierende Destabilisierung des Klimasystems und der globalen Biosphäre und damit eine irreversible Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit. Dies zu verhindern muss absoluten Vorrang haben. Die Auswirkungen der Klimakrise werden immer verheerender, wie dieses Jahr zeigte. Bei den sintflutartigen Regenfällen in Griechenland wurden 15 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes zerstört. Wir leben seit Jahrzehnten von der Substanz des Planeten und zerstören mittlerweile die Reproduktionsfähigkeit seiner lebenserhaltenden Systeme. „Sechs von neun entscheidenden planetaren Belastungsgrenzen sind bereits überschritten und das System Erde verliert zusehends an Widerstandsfähigkeit gegen die permanenten vielfachen Überforderungen“, wie eine neue Studie unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ergab (siehe PM PIK).
Erleuchtung in der Wüste?
Wir wissen inzwischen sehr wohl, dass wir mit dem weiteren ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen ein wahnwitziges Risiko eingehen. Werden die politisch Verantwortlichen bei der Klimakonferenz COP 28 in Dubai den extremen Ernst der Lage zur Kenntnis nehmen und entsprechend handeln? Wohl kaum. Zunehmend wird Klimaschutz als lächerliches Wunschdenken denunziert. In Dubai werden die Lobbyisten der Fossil-Industrie und des Wirtschaftswachstums wohl wieder den Ton angeben. Der neue Klimakommissar der EU war Manager bei Shell und der gastgebende Verhandlungsleiter in Dubai war Manager beim größten Öl- und Gaskonzern des Landes. Man könnte verzweifeln! Klimapolitik ist inzwischen längst zu einer hohlen Alibiveranstaltung geworden. Die Vernunft gerät gegenüber aggressiver Machtpolitik zunehmend ins Hintertreffen. Es müsste ein Wunder geschehen, eine Erleuchtung in der Wüste, die all die verblendeten Machtmenschen sehend macht und die „Ehrfurcht vor dem Leben“ und die Liebe zum Leben in die „kalten Herzen“ der Technokraten der Macht und des Geldes pflanzt und zum Wachsen bringt.
Der vermeintliche Fortschritt der Menschheit
Die selbsternannte „ Krone der Schöpfung“, ist bisher nicht fähig und willens das Leben auf der Erde und den Fortbestand der Menschheit zu sichern. „Die irrational gewordene, verrückt gewordene und selbstmörderische Ratio“, wie Chomsky sagt, die instrumentelle Vernunft der Wachstums- und Profitsteigerung, die Barbarei der Effizienz und der Konkurrenz haben unsere Spezies auf den Gipfel der Macht geführt, wo in dünner werdender Luft weiter um den Sieg gekämpft wird, obwohl wir längst abzustürzen drohen… Es gilt endlich den geordneten Rückzug in lebensfreundliche Bereiche anzutreten und zu erkennen, dass dies der einzig mögliche Ausweg aus der Vielfachkrise ist. Eine breite Bewegung für die Vernunft und das Leben ist dringend notwendig, also eine Bewegung für den Frieden, für entschlossenen Klimaschutz, für eine schnelle sozialökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Nicht nur der UN-Generalsekretär Gutteres und die Wissenschaft mahnen immer dringlicher zum Innehalten und Umsteuern, auch der Papst mit seiner Klimaenzyklika „Laudate Deum“ und der Dalai Lama haben sich zur Klimakrise zu Wort gemeldet und für den Weg der Vernunft und des Lebens geworben. Ein Zeichen der Hoffnung,- immerhin.
https://www.klimareporter.de/gesellschaft/diese-wirtschaft-toetet
Die Ermächtigung der Vernunft
Es gilt die Erde nicht der Anarchie und Willkür politischer und ökonomischer Einzelinteressen zu überlassen, sondern die gemeinsamen Interessen der menschlichen Gemeinschaft angesichts der Globalen Bedrohungen in den Vordergrund zu stellen.
Nach dem Scheitern des bisherigen kapitalismuskompatiblen symbolischen „Klimaschutzes“, ist ein Klimaschutz notwendig der sich einzig und allein an den Erfordernissen der Stabilisierung des Klima- und Erdsystems und der Biosphäre orientiert. Dazu braucht es eine sofortige entschlossene Weiterentwicklung des Pariser Klimaabkommens, dessen Ziele verbindlich werden müssen. Die Nichteinhaltung von Verpflichtungen muss zu wirksamen Sanktionen und Strafen führen. Aufrüstung statt Klimaschutz ginge dann nicht mehr.Bereits im Februar 2022 schrieb ich in meinem Artikel „Kurs Klimakatastrophe“: „Es gilt militärisch, aber auch energetisch und ökonomisch abzurüsten und eine gerechte, global wirksame neue Sicherheits- und Kooperationsstruktur zu schaffen und die freiwerdenden Mittel in die Sicherung der Lebensgrundlagen und die Verhinderung der Klimakatastrophe umzulenken.Wir brauchen die Friedensdividende für die globale Klimawende. Insofern ist Friedenspolitik die beste Klimapolitik und Voraussetzung und Schlüssel für die Bewältigung der sich zuspitzenden Existenzkrise der Menschheit.“
Jürgen Tallig
Der Autor war Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig und hat zahlreiche Artikel zu Klima und Klimapolitik veröffentlicht.
Zum Weiterlesen:
https://earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com/katastrophe/