Diskussion um Windkraftanlagen – 2

Kommentar (14.1.2014)

Lieber Hermann Behrens,

ich habe Ihren Brief aufmerksam gelesen. Ich teile die Einschätzung, dass wenn ein Dorf von allen vier Seiten von Windparks umstellt ist, so wie Ozon vor längerem berichtete, dies ästhetisch unakzeptabel ist. Andererseits weiß man in weiten Teilen Süddeutschlands nicht mal wie ein Windrad aussieht. Auch Windkraftanlagen sind Teil im kapitalistischen Wertbildungsprozess. Insofern verwundern mich einige Dinge nicht, die Sie beschreiben. Allerdings einige Argumente von Oskar Lafontaine in der FAZ sind blanker Unsinn. Da mit 1,3 % Primärenergie Verbrauch in Bezug auf Windkraft hierzulande zu argumentieren und davon abzuleiten, die Windkraft werde nicht gebraucht, ist ziemlich unseriös. Damit macht man sich zum Lobbyisten der Kohleindustrie. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie begrüßen, daß in der Lausitz jetzt weitere Dörfer für die Kohle abgebaggert werden. Ich lehne in diesem Punkt die Politik des linken Wirtschaftsministers Christoffers grundsätzlich ab und werde die Linke bei der Landtagswahl mit der Zweistimme auch nicht wählen. Es gibt noch einen zweiten Grund: Das ist der Umgang mit dem Volksbegehren zum Flughafen, wo nicht im Ansatz erkennbar ist, dass die Forderungen auch umgesetzt werden.

Jörg Staude hat ganz sicher recht, wenn er kritisiert, dass zu wenig auf Ressourcen- und Energieeffizienz gesetzt wird. Wenn ich nur noch ein Drittel des Stroms brauche, dann könnte man diesen inzwischen sehr weitgehend aus erneuerbaren Energien decken. Da ist man in Deutschlands sehr reformfaul. Jedes neue Kohlekraftwerk auf der Welt, was neu hinzugebaut wird, macht die Klimakatastrophe unausweichlicher. Gegen Wüstenbildung in weiten Teilen Südeuropas sind so ein paar Windräder wirklich das kleinere Übel. Seit 1990 haben die CO2-Emmissionen um nahezu 50% zugenommen. Und in der Konsequenz bedeutet dies, wir bekommen eher 4-6 Grad mehr als globale Durchschnittstemperatur. Unter diesem Diktat und den nichtlinearen Klimaentwicklungen, wird der größere Teil der Menschheit nicht überleben. Deshalb finde ich die Argumente Lafontaines unakzeptabel und hätte ihn für klüger gehalten. Im übrigen beziehen wir hier zu Hause 100% solaren Strom und das wird auch so bleiben.

Mit ökologischen Grüßen
Marko Ferst
www.umweltdebatte.de

Wir haben im Bereich der erneuerbaren Energien bald 25% der Stromerzeugung