Gaskavernenfeld Etzel

Bereits am 7.1.2011 hat der NDR in der Sendung „Gefährliche Gaskavernen?“ über die Befürchtungen der Bürger aus Friedeburg berichtet (siehe auch unseren Beitrag  „BI in Etzel gegen IVG Immobilien AG„). Das Problem sind Setzungen der Gaskavernen und Gefährdungen des Grundwassereinzugsgebietes, in dem neue Kavernen angelegt werden sollen.

Die Frage ist jedoch, warum diese Kavernen nötig sind bzw. in wessen Interessen ihre Anlage liegt. Die Antwort gab die IVG (ungewollt) selbst in ihrer Imagebroschüre. Dort hieß es auf Seite 13 zum „Energiespeicher Etzel“:

„Über die Ende 2010 bestehenden 45 Kavernen mit einem Lagervolumen von rund 25 Mio. m3 Öl und Gas hinaus, werden voraussichtlich bis zum Jahr 2022 weitere ca. 85 Speicherhohlräume im Salzstock Etzel geschaffen. Dies ist aus heutiger Sicht etwa 1/5 des Gesamtvolumens aller deutschen Erdgasspeicher.

Als Partner dieser Broschüre waren neben der IVG Statoil, etzelgas-lager, e-on Gas Storage, OMV und Verbundnetz Gas AG ausgewiesen, deren Geschäft An- und Verkauf, Transport und Lagerung von Erdgas ist. Mit im Geschäft sind auch EnBW, EdF, BP Europe SE, DONG Energy und GAZPROM Germania. [1]

Es geht wieder einmal um viel Geld:

Am 29.5.12 hat die IEA in ihrem Welt-Energie-Ausblick das kommende „goldene Gaszeitalter“ gefeiert. Demnach sollte der Gas-Energieverbrauch von 2010 bis 2035 von 21% auf 25% des Gesamtenergieverbrauches steigen – nicht etwa durch Substitution anderer fossiler Energieträger, sondern als zusätzliche Steigerung. Es wurden verschiedene Szenarien simuliert und obwohl die CO2-Emissionen bei Erdgas geringer sind, als bei anderen fossilen Primärenergieträgern, wird selbst bei dem „Golden Gas“-Szenario die Erderwärmung um 3,5 Grad Celsius ansteigen und die Treibhausgaskonzentration etwa 650 ppm (Teile pro Millionen) Kohlendioxid erreichen. Die Folgen für die Menschheit sind weitaus schwerwiegender, als bei den allgemeinhin akzeptierten zwei Grad Erwärmung.

Diese Überlegungen spielen für die beteiligten Energiekonzerne aber offenbar keine Rolle. Sie setzen weiterhin auf Erdgas und verkaufen diese Strategie als ihren „Beitrag zum Klimaschutz“:

„Erdgas spielt in der heutigen Energieversorgung eine entscheidende Rolle und auch in Zukunft ist es für Europa und Deutschland die Schlüsselenergie, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen.“

„Die nachhaltige Versorgung mit sauberer, erneuerbarer Energie macht Kavernen wertvoll für den Klimaschutz in Deutschland. Der derzeitige Ausbau der Kavernen ist erforderlich, weil eine sichere Energieversorgung Wachstum und Wohlstand der Menschen in Deutschland gewährleistet.“

Nicht die Ausweitung der Energiebereitstellung  unter Beiteiligung der Erneuerbaren ist die Lösung der zukünftigen Probleme, sondern die Reduktion durch Einsparung des Verbrauches. Dafür reichen allerdings die vorhandenen Gasspeicher aus. Ihr Ausbau dient dagegen der Steigerung des Gasverbrauches und damit der Blockade der Energiewende.

Der Kampf gegen die Ausweitung des Gaskavernenfeldes ist somit auch ein Einsatz für die Energiewende.

Wolfgang Borchardt
10.6.2012


[1↑]   Im Zuge des Insolvenzverfahrens der IVG wurde auch ihre Internetseite neu gestaltet und die Imagebroschüre ist nicht mehr verfügbar. Statt dessen betreibt die IVG die Internetseite „Kavernen-Informationszentrum Etzel„. Dort heißt es jetzt:

Über die 2012 bestehenden 59 Kavernen mit einem geometrischen Lagervolumen von rund 35 Mio. Kubikmetern Öl und Gas hinaus werden in den nächsten Jahren weitere Speicherhohlräume – vor allem für Erdgas – im Salzstock Etzel geschaffen. Bereits heute wird ein beachtlicher Teil des Gesamtvolumens aller deutschen Erdgasreserven in Etzel gespeichert.“