Herr Kapital und Frau Erde.
Blauer Planet im Würgegriff

Unter dieser Überschrift hält Prof. Gerhard Armanski bei der Sitzung des Koodinierungsrates (klick) am 9.7.2016 einen Vortrag mit anschließender Diskussion.

Dazu sind alle Interessenten herzlich eingeladen.

Die nachfolgende Rezension von Götz Brandt aus der Tarantel Nr. 73 (klick) gibt einen Eindruck von dem, das wir erwarten können.

Rezension

Unter dem Titel „Monsieur le Capital und Madame la Terre. Blauer Planet im Würgegriff“ hat Prof. Gerhard Armanski ein Kaleidoskop sozialökologischer Gesellschafts- und Kulturgeschichte in Zusammenhang mit den Umweltkrisen bis hin zu Lösungsvorschlägen für die Zukunft der Erde geschaffen. Wer Freude an philosophischer Sicht und Diktion hat, wird die 255 Seiten mit Genuss lesen. Armanski ist Marxist im Sinne der Weiterentwicklung und heutiger Nutzbarmachung marxistischer Theorie. Bemerkenswert sind seine umfassenden Kenntnisse der Kultur- und Sozialgeschichte in Verbindung mit der Naturnutzung.

Auf den ersten 45 Seiten wird ein Überblick zur „Fieberkurve“ der Übernutzung der Erde gegeben: Klimawandel, Artenschwund, Bodenerosion, Meeresspiegelanstieg, Gentechnologie, Trinkwassermangel, Korallenbleiche, Regenwaldabholzung bis hin zur elektromagnetischen Strahlung von Handys. Diese Auflistung findet man auch in anderen aktuellen Veröffentlichungen, allerdings hat Armanski das gut belegt und eindringlich geschildert.

Es folgt ein kurzes Kapitel zum „grünen Kapitalismus“, in dem bewiesen wird, dass ein ökologischer Kapitalismus nicht möglich ist. Leserinnen und Lesern, die sich über dieses Problem näher informieren wollen, sei das Buch „Kritik der grünen Ökonomie“ von Fatheuer, Fuhr und Unmüßig empfohlen (siehe Rezension in der Tarantel Nr. 72 (klick)).

Auf den folgenden 70 Seiten wird die „Natur in Geschichte und Gesellschaft“ behandelt. Beginnend mit einem Rückblick ins archaische Erbe wird der Wandel der Naturbetrachtung in Hinblick auf das Soziale, die Naturwissenschaften, die Philosophie und Poesie untersucht. Ebenso die Wandlung der Ansichten in der Kulturgeschichte des Natur-Mensch-Tier-Verhältnisses. Auch das Verhältnis von Kirche und Natur wird breit behandelt. Der Leser findet hier neue Zusammenhänge, Denkanstöße, Einsichten und Schlussfolgerungen.

Eine Kritik der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise schließt sich an. Armanski kommt zu dem Schluss, dass die kapitalistische Wirtschaft die Natur vernichten wird, wenn sie nicht gestoppt werden kann. Er untersucht die „Mentalität der herrschenden Produktions- und Lebensform“. Nicht nur die gewachsene Trennung der Menschen von der Natur, sondern auch die große Kluft zwischen ökologischen Einsichten und entsprechendem Handeln wird erhellt.

In einem eingefügten Kapitel zur Umweltkrise werden die „Menetekel“, die bereits zu Beginn aufgezählt und beschrieben wurden, noch einmal in ihrer Wirkung und Gefahr für den Fortbestand der Menschheit aufgezeigt: Abschmelzen der Polkappen und Gletscher, Korallenbleiche, Verschwinden der Regenwälder, kranke Pflanzen- und Tierwelt, Leitbild Auto usw.

Anthropo- und Ökozentrismus führen manchmal zu extremen Forderungen. Armamski legt offen, dass die Regelkreise der Natur auch ohne den Menschen funktionieren, was aber Menschen nicht veranlasst, die Systemfrage zu stellen. Grüne Politik verlangt aber politische Aktionen und einen Strukturwandel. Kapitalistische Wachstumsdynamik in Produktion und Konsumtion müssen durchbrochen werden. Den Problemen der ökologischen Befreiung der Menschheit widmet Armanski mehrere Kapitel und beleuchtet diese Problematik von allen Seiten.

Es schließt sich ein Abschnitt an, der die zukünftigen Aussichten der Ökologiebewegung untersucht. Grundlage der Untersuchungen sind die Rechte künftiger Generationen und der Natur. Wenn dem gegenwärtig vorherrschenden Profitmotiv nicht mindestens Zügel angelegt werden, werden die Ausplünderung des Planeten und die Ausbeutung der Menschen weiter voranschreiten. Armaskis Vorschläge, wie der Kampf für die Erhaltung der Natur zu organisieren wäre, welche Methoden anzuwenden seien und welche psychologischen Einsichten zu nutzen wären, sind für die Ökologische Plattform bei der LINKEN als Kompendium zu nutzen.

Armanski, Gerhard: Monsieur le Capital und Madame la Terre. Blauer Planet im Würgegriff. 2015. ISBN 978-3-89691-721-9, 24,90 €