Monsantos „Rückzug“

Scheibchenweise gelangen darüber Informationen an die Öffentlichkeit, dass Monsanto seine Gentechnik-Ambitionen in Europa beenden will. Bereits im Mai hatte ein Unternehmenssprecher gegenüber der „taz“ erklärt, dass Monsanto die Lobbyarbeit in Europa aufgebe, weil Genpflanzen hier auf zu starke Ablehnung stoßen.
Die Freude bei den Gentechnikgegnern war groß – zu groß, denn die Ankündigung wurde kurz danach wieder dementiert.

Jetzt verkündete José Manuel Madero, neuer Leiter des europäischen Geschäfts von Monsanto, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am 17. Juli 2013, dass Monsanto „alle laufenden Zulassungsanträge für den Anbau gentechnisch verbesserter Nutzpflanzen in der Europäischen Union zurücknehmen will“. Das betrifft Anträge für sieben genveränderte Sorten, die gegen Roundup resistent sind und/oder Insektengifte enthalten: fünf für genetisch veränderten Mais, einen für Sojabohnen und einen für Zuckerrüben.
Der Grund sind die laut Monsanto schlechten wirtschaftlichen Aussichten und die langsamen Zulassungsprozeduren.

Doch an der Neuzulassung der bereits 1998 für zehn Jahre zugelassene Maissorte MON 810 will man festhalten. MON 810 kann bis dahin dennoch angebaut werden, außer in einigen Ländern, in denen der Anbau verboten ist. Dazu zählt auch Deutschland.
Monsanto will sich aus Europa nicht zurückziehen. Das Geschäft im Bereich Saatgut und Pflanzenschutz wird ausgebaut. Dazu will ca. 300 Millionen US- Dollar in die Züchtung und Produktion von konventionellem Saatgut in Europa investieren.

Inwieweit die Rücknahme der sieben Anträge tatsächlich einen Rückzug und nicht eine billige PR-Aktion darstellt, ist zweifelhaft. So schreibt Telepolis:

„Insoweit können sich die Gentechnikgegner freuen, einen Sieg über Monsanto errungen zu haben, allerdings könnte das Thema der Zulassung über das geplante Freihandelsabkommen wieder ganz anders aussehen. Noch gibt sich die Bundesregierung stark, Kanzlerin Merkel hat erst einmal versprochen, dass die Gentechnik-Bestimmungen in Europa nicht denen in den USA angepasst würden. Vielleicht weiß Monsanto aber schon mehr und wartet erst einmal ab.“

Auch andere Gründe sprechen dagegen: Testbiotech verweist darauf, dass von dieser Ankündigung  Zulassungsanträge für gentechnisch veränderte Pflanzen für den Import als Futter- und Lebensmittel wie den Mais SmartStax nicht betroffen sind.

So schreibt auch Dr. Kirsten Tackmann, MdB in ihrer Pressemitteilung am 19.7.2013:

„Monsanto sollte Gentech-Anbau in der EU ganz aufgeben“

„Monsanto sollte konsequent sein und alle Gen-Anbau-Anträge in der EU zurückziehen. Dazu gehört auch der umstrittene Gentech-Mais MON 810 und der kurz vor der Zulassung stehende Gentech-Mais SmartStax“, so Dr. Kirsten Tackmann. Die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion kommentiert die Pläne des US-Konzerns Monsanto, einige seiner Anträge auf Anbauzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in der EU zurück zu nehmen.

Im Mai feierten einige Umweltschützerinnen und Umweltschützer bereits das Ende des Monsanto-Genmais-Spektakels in der EU. Doch Kritikerinnen und Kritiker wiesen zurecht darauf hin, dass sich die Propagandaabteilung des US-Konzerns lediglich auf gentechnikfreundliche Staaten konzentrieren wollte. Die Anbauzulassungsanträge, die Monsanto bei der EU gestellt hatte, wurden damals nicht zurückgezogen. Doch nun scheint der Agrar-Gigant erkannt zu haben, dass seine Gentech-Pflanzen bei uns nicht gewollt sind. Er hat angekündigt, sieben Anbauzulassungen in den kommenden Monaten zurückzuziehen. Das betrifft fünf Maissorten, eine Sojapflanze und eine Zuckerrübe. Leider will Monsanto jedoch an MON 810 festhalten. Die einzige Gentech-Pflanze, die in der EU überhaupt angebaut, aber in zahlreichen EU-Mitgliedstaaten verboten ist, auch in Deutschland. Auch der achtfach gentechnisch veränderte Mais SmartStax steht weiterhin kurz vor der Zulassung. Wenn Monsanto seinen EU-Rückzug ernst meint, muss der Konzern auch auf diese beiden Gentech-Pflanzen verzichten. Andernfalls wäre die Meldung nichts weiter als ein neuer PR-Gag zur Verunsicherung der gentechnikkritischen Bewegung in Europa. Stattdessen sollte er lieber dem Beispiel der BASF folgen und das Gentechnik-Kapitel in der EU für beendet erklären.“