Ökosystem am Rande der Belastbarkeit – Hauptleidtragende sind Frauen, Kinder und Arme

Weltgipfel Rio +20: WECF und Frauengruppen weltweit fordern konkretes politisches Handeln

Women in Europe for a Common Future – WECF Presseinformation zum Nachhaltigkeitsgipfel Rio +20, München/Rio de Janeiro – 13. Juni 2012

Der Klimawandel verschärft Dürren, Überschwemmungen und die ökologische Verwundbarkeit. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer und soziale Unruhen nehmen zu. Regierungen tun sich zunehmend schwer, Umwelt- und Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Vor diesem Hintergrund sieht die europäische und internationale Umwelt- und Frauenorganisation WECF, mit Sitz in München, den Gipfel Rio +20 für nachhaltige Entwicklung, der in den nächsten 10 Tagen in Rio de Janeiro, Brasilien, statt findet, als letzte große Chance, Regierungen und Zivilgesellschaft zu bewegen, strenge, rechtlich bindende Maßnahmen zu treffen, die eine maßgebende, längst notwendige Veränderung von Produktions- und Konsumverhalten erreichen.

Sascha Gabizon, internationale Direktorin von WECF (Women in Europe for a Common Future), betont: “Wir brauchen einen wirklichen Paradigmenwechsel – weg von Geldgier und Wachstum hin zu einem gesellschaftsbasierten Konzept eines guten Lebens im Einklang mit der Natur, mit den Menschenrechten und Geschlechtergerechtigkeit. Dazu brauchen wir auf dem Gipfel konkrete Entscheidungen.“

WECF leitet in Rio die Frauendelegation, die eine der acht sogenannten Major Groups 1) beim Rio +20 Gipfel bildet. Frauen und Kinder sind besonders von der weltweiten ökologischen Krise betroffen. Noch immer sind 70 Prozent der Armen weltweit Frauen. Um dies zu durchbrechen, muss der Gipfel Frauen gleiche Rechte zusprechen wie ein Recht auf Eigentum und Erbe. In vielen Ländern ist es Frauen nach wie vor rechtlich nicht erlaubt, Land zu besitzen, zu erben, ein Bankkonto oder einen Pass zu haben. „Nachhaltige Entwicklung ist nicht möglich, wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht daran teilhaben und mitwirken kann“, so Sascha Gabizon. „Rio muss das Ziel setzen, dass bis 2030 50% der Führungspositionen weltweit von Frauen besetzt sind. Ferner müssen Frauen sexuelle und reproduktive Rechte zugesprochen werden, und zwar sofort!“

Nach Ansicht von WECF sollten die Regierungen auf dem Gipfel neue Finanzierungsinstrumente für eine nachhaltige Entwicklung, besonders auch für Entwicklungsländer, beschließen. Diese können auf der Neuregulierung der Finanzmärkte, einer weltweiten Anstrengung zur Schließung von Steuerparadiesen und der Einführung einer Transaktionsteuer basieren. Zusätzlich sollten mindestens 1% der jährlichen Verteidigungsetats der einzelnen Länder in einen globalen Fonds für eine nachhaltige Entwicklung fließen.“

Darüber hinaus fordert WECF die Regierungen auf, einzutreten für den weltweiten Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020, für eine verpflichtende Substitution gesundheits- und umweltschädlicher Chemikalien in Produkten des täglichen Bedarfs, besonders von Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung, für ein Moratorium bei der Einführung und Nutzung von Nanotechnologie in Produkten für Kinder und für ein sofortiges Verbot von Chrysotil-Asbest. „Jährlich sterben mehr als 100.000 Menschen an Asbest-bedingten Erkrankungen“, erklärt Sascha Gabizon. „Um dies zu verhindern, fordern wir ein sofortiges Verbot von Asbest und die Entwicklung und Bereitstellung gesunder Substitute. Gleichzeitig muss die Asbestindustrie zu einer sicheren Entsorgung verpflichtet werden.“

Weitere Forderungen von WECF sind:

  • Die Müllentstehung zu verringern, das Abladen von Giftmüll in Entwicklungsländern zu stoppen und statt dessen die Produktion von Produkten, die keine gefährlichen Stoffe enthalten und gänzlich recycelt werden können, zu unterstützen.
  • Eine globale soziale Grundsicherung wie von der ILO vorgeschlagen zu schaffen, um Armut, speziell die Armut unter Frauen, zu verringern: Die Kosten dafür würden lediglich 1% des BIP eines jeden Landes betragen.
  • Die Rechte indigener Völker und lokale Gemeinschaften vor Landnahme und vor der Abbauindustrie zu schützen. WECF fordert „No-go-Zonen“ für die Erschließung von Minen sowie ein Moratorium für die Neuerschließung von Uranminen.
  • Das Recht auf eine gesunde Umwelt als Menschenrecht zu verankern

Als offizieller organisatorischer Partner der Major Group “Women” koordiniert WECF alle Delegationen von Frauenorganisationen weltweit und bildet die Verbindung mit dem UN-Sekretariat.

WECF und seine Partner werden in Rio täglich Briefings des Rio+20-Frauenausschusses organisieren (Pavillon 6, Raum 1, täglich von 15 – 16 Uhr). Durch die aktive Teilnahme bei den Verhandlungen im Plenarsaal und am High Level Round Table stellen WECF und seine Partner sicher, dass die Stimmen der Frauen weltweit gehört werden.

WECF veranstaltet außerdem zahlreiche Events zu verschiedenen Themen sowohl auf dem offiziellen UN-Gipfel als auch auf dem “People’s Summit”.

Eine genaue Übersicht der Veranstaltungen und mehr zu den politischen Forderungen von WECF finden sie (in englischer Sprache) unter
http://www.wecf.eu/english/articles/2012/06/wecf-messagesRio.php

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Pressekontakt:

in Rio:

Sascha Gabizon, Sascha.gabizon@wecf.eu, mob +49 172 86 37 586
Karin Vohla, karin.vohla@wecf.eu, mob +49 176 24897831

in Deutschland:

Johanna Hausmann, johanna.hausmann@wecf.eu, 089 2323938-19

in den Niederlanden:

Chantal van den Bossche, chantal.vandenbossche@wecf.eu, +31 (30) 23 10 300, mob +31 6 28 12 99 92

1) Die Women’s Major Group besteht aus über 100 Organisationen und Einzelpersonen und wird von drei Oransitionspartnern geleitet – Women in Europe for a Common Future (WECF), Voices of African Mothers (VAM) und Development Alternatives with Women for a New Era (DAWN) – sowie von einer Gruppe von Präsidiumsmitgliedern unterstützt, wie das International Network on Gender and Sustainable Energy (ENERGIA), Global Forest Coalition und Women’s Environment Development Organization (WEDO). Weitere Information finden Sie unter: www.uncsd2012.org.

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