Transparenz im Umweltschutz

In der taz vom 24.11.2012 schreibt Bernhard Pötter in einem lesens- und bedenkenswerten Artikel unter dem Titel

Die Spender und der Storch

über Helmut Röscheisen, Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings, der sich seit Jahren für mehr Offenheit und Transparenz in den Umweltschutzorganisationen einsetzt.  Hier sind einige Zitate:

„Viele Umweltverbände verheimlichen die Identität von Spendern …. Unter Umweltschützern schwelt eine Diskussion über den richtigen Umgang mit dem Geld: Wie kommt es zu den Verbänden? Welche Gegenleistungen dürfen Spender und Sponsoren dafür erwarten? Und wie offen legen die Schatzmeister darüber Rechenschaft ab?

Die Gefahr sei groß, dass die Verbände für „Greenwashing“ benutzt werden, warnt Transparency Deutschland.

Auch Lobbycontrol fordert ein verbindliches Lobbyregister, das auch die Finanzierung von Umweltverbänden offen legt.

2009 schreibt Helmut Röscheisen alle Mitglieder des Naturschutzrings an, fast hundert Umweltverbände, und unterbreitet ihnen einen Vorschlag: Zuwendungen über 1.000 Euro sollen in den Bilanzen offengelegt werden, das ist die Idee. Später erhöht Röscheisen die Grenze auf 10.000 Euro. Er kommt denen entgegen, die Angst haben vor zu viel Transparenz. Auf einem Kongress diskutieren die NGOs Röscheisens Vorschlag – und lehnen ihn ab. Die Verbände beschließen offiziell, Röscheisens Antrag nicht weiter zu verfolgen. Sein Versuch scheitert.

Aus der Konfrontation (der Umweltverbände mit Politik und Industrie)  ist heute oft ein enger und vertrauensvoller Umgang entstanden. Manche sagen, er sei zu eng und vertrauensvoll.

Im Juni 2010 verbündet sich Helmut Röscheisen mit Transparency Deutschland, um einen weiteren Vorstoß für mehr Transparenz zu unternehmen. Er will nun mit Transparency den gesamten „dritten Sektor“ von der Idee überzeugen, alle gemeinnützigen Organisationen. Die Verbände sollen in Zukunft offenlegen, woher sie ihr Geld haben und wer über das Geld entscheidet. Er verschickt Briefe an alle Nichtregierungsorganisationen. Nur wenige Verbände reagieren.

„Keine Antwort ist auch eine Antwort“, sagt Röscheisen.“

Bernhard Pötter legt in seinem Artikel den Finger auf die Wunde:

„Wenn sich die Umweltverbände nicht selbst um Transparenz bemühen, könnten andere das Thema entdecken.“

Das ist nicht von der Hand zu weisen: Die deutsche Umweltbewegung ist zu einer nicht zu unterschätzenden Kraft herangewachsen, die einigen in Politik und Wirtschaft ein Dorn im Auge ist. Diese bisherige Entwicklung erinnert an die alte Weisheit: „Wenn du deinen Gegner nicht besiegen kannst, umarme ihn.“

Für die Umweltbewegung bestehen zwei Gefahren: in der Umarmung erdrückt oder wegen Kumpanei diskreditiert zu werden. Der Ausweg besteht tatsächlich nur in schonungsloser Offenheit.

Wolfgang Borchardt
26.11.2012