Vattenfalls Energieholzplantagen – Nullsummenspiel für Klimaschutz

Vattenfall kann’s nicht lassen und das Land Brandenburg auch nicht. Wie die Berliner Zeitung berichtet, soll nun in eigenen Heizkraftwerken des Konzerns und anderswo in kleinen Heizkraftwerken vermehrt Holz aus Schnellwuchsplantagen – auch Kurzumtriebs- oder Energieholzplantagen genannt – verfeuert werden. Das ist zwar wertlos für den Klimaschutz, aber wertvoll fürs Geschäftsklima von Vattenfall. Noch dazu werden die Plantagen vom Land Brandenburg gefördert. Verplempertes Geld, das besser für den ökologischen Waldumbau oder den ökologischen Landbau ausgegeben werden sollte. Das notwendige zwei Grad Ziel bis 2050 zur Stabilisierung des Weltklimas rückt mit solchem und anderem Unsinn immer weiter in die Ferne. Denn mit derartigen Plantagen wird kein Beitrag dazu geleistet, das im Überschuss in der Atmosphäre enthaltene, klimaschädliche Kohlendioxid wirksam zu reduzieren und dem aus den Fugen geratenen, globalen CO2-Kreislauf wieder ins Lot zu verhelfen. Warum? Das Kohlendioxid wird praktisch nur im Kreis gefahren, ohne wirksam aus dem Verkehr gezogen zu werden. Im Zuge des Wachstums der schnell wachsenden Pappeln und Weiden wird das Kohlendioxid aus der Luft geholt und in Form von Holz gespeichert. Das Holz verbleibt auf den Feldern nur für kurze Zeit (drei bis vier Jahre) und bei dessen Verbrennung wird dann das Kohlendioxid wieder frei gesetzt. Und das nicht zu knapp. So setzt die Verbrennung von Holz praktisch so viel Kohlendioxid frei wie schlechte Braunkohle. Hinzu kommt eine geringe Energie-Effektivität, sollten Biomasseheizwerke – die allein Wärme bereit stellen – mit Holzschnitzeln beliefert werden. Denn wenn die relativ hohe Verbrennungstemperatur nicht zur Stromerzeugung mit genutzt wird, entsteht lediglich energetischer Abfall in Form von Niedertemperaturwärme. Im Übrigen entstehen als ungewolltes Nebenprodukt der Verbrennung – selbst wenn es sauberes Wald- oder Plantagenholz ist – große Mengen an gesundheitsschädlichen Fein- und Feinststäuben, die mit Giftstoffen beladen sind. Noch dazu werden solche Stäube durch geltende Abgasregelungen für Verbrennungsanlagen ungenügend zurückgehalten und verschmutzen so weiträumig die Luft.

„Klimaneutrale“ Holzverbrennung muss auf den Prüfstand

Formal stimmt das wirkmächtige und eingängige Kreislaufbild, wonach bei der Holzverbrennung nur das Kohlendioxid frei gesetzt wird, welches zuvor durch die Photosynthese aus der Atmosphäre geholt wird. Deshalb wird immer wieder das hohe Lied von der klimaneutralen bzw. CO2-neutralen Holzverbrennung angestimmt, aber damit wird im konkreten Fall verschleiert, dass mit dieser Plantagenwirtschaft praktisch kein Kohlendioxid langfristig aus dem globalen CO2-Kreislauf gezogen und in langlebigen Speichern gebunden wird. Solches Holz kann deshalb im Falle seiner Verbrennung nicht den Stempel der Klimaneutralität bzw. Klimafreundlichkeit beanspruchen. Notwendige, langlebige Speicher sind ökologisch bzw. nachhaltig bewirtschaftete Wälder, die große Mengen an Kohlendioxid in Form von Holz über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte speichern können. Und das sind langlebige Holzhäuser oder ebensolche Holzprodukte wie Dachstühle, Treppen, Fenster, Dielen etc. Es ist einer der notwendigen Schritte, die Klimaproblematik zu entschärfen.

Was für den notwendigen Aufbau von CO2-Speichern in Form von Wäldern und langlebigen Holzprodukten gilt, hat umgekehrt für den Erhalt der in erdgeschichtlich langen Zeiträumen gebildeten Speicher für fossile Energieträger zu gelten. Ihre weitere massive Entleerung verschärft die Klimaprobleme.

Deshalb muss für den Energieverbrauch im Wärmebereich gelten: möglichst viel Solar- und Erdwärme und zugleich möglichst wenig Holz- (beschränkt auf Rest-und Abfallholz) und Erdgasverbrennung dafür (nur für den Übergang ins solare Zeitalter), aber auf jeden Fall keine Kohle und kein Erdöl mehr. Diese Prioritätensetzung brauchen wir dringend für die Zukunft und kein kurzsichtiges Gerede über Nachhaltigkeit.

Zu weitergehenden Informationen, warum die energetische Nutzung von Biomasse nicht klimaneutral/-freundlich ist, sei auf das sehr gelungene Erklärungsmodell des Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (sfv) verwiesen: https://www.sfv.de/artikel/klimabilanz_bei_energetischer_nutzung_von_biomasse

Dr. Detlef Bimboes, Diplombiologe, Mitglied der Ökologischen Plattform bei der Partei DIE LINKE