Radiolympics in der Sperrzone

Start der Olympischen Wettkämpfe in Fukushima

Bildmontage unter Verwendung von Digital Globe - Earthquake and Tsunami damage-Dai Ichi Power Plant, Japan, (CC BY-SA 3.0) und Olympic flag.svg (via Wikipedia)
Bildmontage unter Verwendung von Digital Globe – Earthquake and Tsunami damage-Dai Ichi Power Plant, Japan, (CC BY-SA 3.0) und Olympic flag.svg (via Wikipedia)

Die Ärzt*innen­organi­sation IPPNW warnt zu Beginn der olympischen Sommer­spiele vor der Verharm­losung der radioak­tiven Gefahr durch die japanische Regierung. Zwei Tage vor dem offiziellen Start der Wett­kämpfe findet am 21. Juli 2021 eine erste Soft­ball-Partie zwischen Australien und Japan statt. Austragung­sort ist das Azuma-Baseball-Stadium in der Präfektur Fukushima. 2011 ereignete sich dort der mehrfache Super-GAU des Atom­kraftwerks Fukushima Daiichi. Die havarierten Reaktoren stehen nur knapp 70 Kilometer entfernt von den radioaktiv verseuchten Gebieten, in denen ab dem 23. Juli die olympischen Wettkrämpfe ausgetragen werden.

„Noch immer werden sowohl am Azuma-Stadium in Fukushima als auch im Trainingszentrum des J-Village regelmäßig erhöhte Strahlungswerte gemessen, wie eine Studie aus dem vergangenen Jahr nachweist. Diese sogenannten Hotspots gibt es trotz des hohen Dekontaminationsaufwands,“

erklärt IPPNW Co-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen.

„Zudem gibt es im J-Village Trainingszentrum einen toxikologisch sehr gefährlichen Hotspot mit Plutonium 239.“

In den kontaminierten und ehemals evakuierten Gebieten würde sogar eine bis zu 20-fach erhöhte Strahlenbelastung der Bevölkerung toleriert, da die Notstandsverordnungen bisher nicht aufgehoben wurden.

„Für Sportler*innen, die sich in den Sportstätten der Großregion Tokio aufhalten, ist die radiologische Exposition gering. Für die Bevölkerung, die dauerhaft in der Region Fukushima lebt, sind gesundheitliche Auswirkungen jedoch absehbar. Das gilt für die gesamte, kontaminierte Region, denn eine Dekontaminierung des kompletten Gebietes ist unmöglich – immer wieder kommt es durch Wind oder Regenfälle zur Rekontaminierung, da langlebige radioaktive Isotope weitergetragen werden“,

ergänzt Claußen. Die andauernden gesundheitlichen Folgen der Katastrophe zu leugnen berge das Risiko, neue Menschengruppen weiter zu gefährden. So haben sich die Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern aus Fukushima seit der Katastrophe bereits um das 20-fache erhöht.

Yu Kajikawa von der Gruppe „Sayonara Nukes Berlin“ macht abschließend deutlich:

„Die Olympischen Spiele werden von der japanischen Regierung missbraucht, um der ganzen Welt zu demonstrieren, dass die Nuklearkatastrophe bereits Geschichte sei. Anstatt die Normalität medienwirksam vorzutäuschen und Unmengen an Geld für diese Spiele auszugeben, sollte die japanische Regierung mehr tun, um den Opfern zu helfen und die Geflüchteten mit Wohnungsgeldern zu unterstützen. Für die Einwohner, vor allem aber für Kinder und Jugendliche sollten mehr Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge ergriffen werden. Mehr moralische, psychische und finanzielle Unterstützung ist notwendig.“

In einer gemeinsamen Petition von IPPNW, Sayonara Nukes Berlin und .ausgestrahlt verlangten bereits im April knapp 11.000 Unterzeichner*innen vom Internationale Olympische Komitee (IOC) und der japanischen Regierung, auf die Austragung der Wettkämpfe in Fukushima-City sowie den Fackellauf in den verstrahlten Gebieten zu verzichten.

Weitere Informationen:

 

IPPNW
20.7.2021