Warum ein Leben ohne Grenzen nicht frei, sondern abhängig macht
Rezension von Marko Ferst
Der Band enthält eine aufrüttelnde Zeitdiagnose, die viele aktuelle Entwicklungen in den Zusammenhang einer sozialpsychologischen Dynamik bringt. Norbert Copray vom Publik-Forum schreibt, das Buch macht verständlich, warum Wirtschaft und Politik bis heute keine „Grenzen des Wachstums“ kennen und so die Erde weiter ruinieren. Das Ausloten und Überschreiten von Grenzen ist etwas Urmenschliches. Nur so entstehen Freiheit und Unabhängigkeit. Heute jedoch geht es nicht mehr nur um das Überschreiten von Grenzen, sondern um eine Entgrenzung, die keinerlei Grenzen mehr anerkennen will. Angesichts dessen muss man fragen: Läuft heute noch alles richtig? Überfordert Grenzenlosigkeit nicht am Ende den Menschen und die Welt, in der er lebt?
Dieses Thema entfaltet Rainer Funk vom Psychologischen her. Er beschreibt das moderne Phänomen der radikalen Entgrenzung in Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft, dessen Ursachen er in den neuen Möglichkeiten der digitalen Technik, der Vernetzung und den elektronischen Medien ausmacht. Diese schöne neue Welt konfrontiert er mit den psychischen Möglichkeiten und Begrenzungen des einzelnen Menschen. Deutlich wird: Wer ein aktives, selbstbestimmtes Leben will, der braucht die Grenze.
240 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, 19,95 €
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