Diskussion um Windkraftanlagen – 3

Antwort (14.1.2014)

Lieber Marko Ferst,

danke für die Email.  Aber was soll ich dazu sagen?

Sie haben ja nicht meinen Gedankenfaden aufgenommen, sondern einige Ihrer Auffassungen daneben gestellt und in Ihrem Argumentationsgang einen Teil meiner Argumente entstellt.

Ihre Mail liest sich so, als ob ich wegen meiner ablehnenden Haltung gegen diese Form der Windenergieausbreitung (wie auch gegen die der Ausbreitung der anderen Nutzungsformen erneuerbarer Energie) und mit meiner Forderung nach einem Moratorium für Kohlekraftwerke bin. Habe ich zwar nirgendwo geschrieben, gesagt oder gemeint, aber was soll´s…

Sie begegnen meiner Argumentation genau mit „Totschlagargumenten“, also der Konstruktion eines Freund-Feind-Bildes „Wollt ihr Braunkohle oder erneuerbare Energie?“, deren Ablehnung ich begründet hatte.

Ich frage mich zum Beispiel, was Sie mir mit Ihrer Gedankenkette: Jedes Kohlekraftwerk mehr – Klimakatastrophe – ein paar Windräder – Wüste sagen wollen? Habe ich für eine solche Gedankenkette irgendwelchen Grund gegeben?

Ich habe auch nicht wie J. Staude von Ressourcen- und Energieeffizienz gesprochen (obwohl diese natürlich wichtig ist), sondern von fehlenden Suffizienzstrategien – ein grundlegender Unterschied.

Ich habe auch nicht allein von ästhetischen Problemen der Windenergienutzung und von „ein paar Windrädern“ gesprochen. Mir scheint, Sie sind doch ziemlich weit weg von den Betroffenen (Menschen wie Mitlebewelt) von Windenergie-Regionen.

Abschließend hatte ich in meiner Zuschrift an das ND anzuregen versucht, in die Wirtschafts- und Umweltgeschichte zu schauen, um die laufende Politik der „Energiewende“ vergleichend einzuordnen, sie etwa mit früheren „Revolutionen in der Entwicklung der Produktivkräfte“ – wie Jürgen Kuczynski den Prozess genannt hätte – zu vergleichen. Dies könnte dazu beitragen, die Erwartung, es ginge bei der „Energiewende“ im herrschenden Kapitalismus und dem sie befördernden EEG um irgendeine Abkehr von fossilen Energieträgern, in eine Illusion zu verwandeln und dies könnte zur Einsicht beitragen, dass die stofflich-energetische Basis nur ergänzt und erweitert wird und noch schneller und intensiver dazu beiträgt, „die Springquellen des Reichtums“, die „Erde und den Arbeiter“ zu untergraben. Diese Anregung ist – nicht unerwartet – verpufft.

Schade finde ich, dass ich von Ihnen abschließend mit Ausführungen zur „großen Klimapolitik“ und dem „Überleben der Menschheit“ belehrt werde und mir – dem Kleingeist – damit sozusagen „der Rest“ gegeben wird. Als ehemaliges langjähriges Mitglied einer kommunistischen Partei war ich bereits damals und bin heute noch mehr der Drohkulisse „Gattungsfrage“ und „höhere Ziele“, denen ich mich unterordnen soll und die meine auf das Hier und Heute bezogenen Argumente klein erscheinen lassen sollen, überdrüssig.

Mit guten Wünschen,

Ihr Hermann Behrens