Will Christoffers CCS nach Polen exportieren?

Von unserem Mitglied Thomas Reuter erhielten wir am 26.6.12 folgende Nachricht:

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

durch die Bemühungen von Ralf Christoffers in Brüssel um Fördergelder dafür, dass Brandenburger CCS in Polen unterzubringen … stieß ich beim Googeln nun auf eine Nachricht bei Wir im Niederbarnim.

Der harmlose Bericht über einen Arbeitsbesuch von Ralf Christoffers in Brüssel hat es in sich: So sagte Energiekommissar Günther Oettinger zu, er werde prüfen, ob der

„grenzüberschreitende Ausbau der Stromnetze nach Polen als europäisches Modellprojekt“

anerkannt werden könne. In diesem Fall dürfte Brandenburg mit erheblichen Subventionen aus den Brüsseler Fördertöpfen rechnen. Das Gleiche gilt auch für Transportwege von abgeschiedenem Kohlendioxid. Christoffers:

„Nachdem absehbar ist, dass es in Deutschland keine unterirdische Lagerung geben wird, müssen wir zusammen mit der Kommission über Transport-Kapazitäten reden.“ (= CCS nach Polen exportieren, T.R.) Die Signale Oettingers klängen „vielversprechend“.

Mit freundlichem Gruß

Thomas Reuter

Bereits am 10. 2.2012 berichtete die Onlineausgabe der Sächsischen Zeitung über polnische CCS-Aktivitäten. Und obwohl es auch in Polen Widerstand gegen Energie aus Kohle gibt, ist die Gefahr, dass CCS in Polen eingesetzt wird, ungleich größer, als in Deutschland. Die Protestbewegung ist dort noch weniger ausgeprägt und wird von der Regierung nicht so ernst genommen.

Der polnische Energiekonzern PGE will bis 2015 für 624 Millionen Euro in Belchatow bei Łódź eine Demonstrationsanlage für die Kohlendioxidabscheidung bauen. Doch obwohl die Europäische Union 180 Mio. € beisteuert, reicht das nicht. Und so hat Vattenfall hat am 9.2.12 seine Zusammenarbeit mit den Polen bekannt gegeben. Aus Vattenfalls Sicht hat das durchaus Sinn, denn PGE hat bereits Lagerstätten für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid erkundet, die auch für die Schweden interessant sind. Drei Standorte wurden festgelegt:

  • Kowalowo in Niederschlesien, ca. 130 Kilometer von Weißwasser entfernt;
  • eine in der Wojewodschaft Großpolen und
  • Radnica im Lebuser Land, nordöstlich von Guben

Kowalowo und Radnica wären nicht weiter oder sogar näher an den lausitzer Kraftwerken als die von Vattenfall auch untersuchte Gegend um Neutrebbin. Für die Bürger in Brandenburg ergäbe sich aus unterirdischen Speichern in Polen aber keine Entwarnung: CO2 macht nicht an Landesgrenzen halt.

Das heißt: Auch der Protest muss gemeinsam weiter geführt werden!

Die Chancen dafür steigen, denn die Standortvoruntersuchung war bisher problemlos. Inzwischen mehren sich aber die Proteste der CCS-Gegner auch in Polen, besonders in Belchatow. Geologen, die dort weitere Untersuchungen durchführen wollten, wurden vertrieben.

Wolfgang Borchardt; 27.6.2012